Time-stamp: <2021-04-09 15:34>
Nachdem meine alte Xbox 360 dabei ist, die Flügel zu strecken, musste ich mein Multimedia-Setup aktualisieren. Mein Ziel war, möglichst viele Open-Source-Komponenten zu verwenden und möglichst wenig getrackt zu werden. Jetzt bin ich soweit, dass alles zufriedenstellend funktioniert. Hier ein paar Erfahrungen dazu.
- öffentlich-rechtliche Mediatheken
- Netflix
- Amazon Prime Video
- Youtube/YT Music
- lokale Musiksammlung
- lokale Filmsammlung
Klar, da ist Big Brother mit dabei, sitzt aber immerhin nicht in meinem Zimmer und lauscht. Youtube läuft bei uns mit einem Premium-Family-Konto, was uns die Werbung erspart. Amazon bringt uns über den BBC-Channel Zugriff auf Doctor Who.
Neu:
- Raspberry Pi 4 mit LibreElec
- Denon AVR-S650H AV-Receiver
Geblieben:
- Logitech Harmony 350 Fernbedienung
- Teufel 5.1-Anlage
- Sony Bravia 55-Zoll-Fernseher
Alles ca. 10 Jahre alt.
Den Sony würde ich heute durch einen einfachen Monitor ersetzen, alles «Smarte» hat vor Jahren aufgehört zu funktionieren oder nie richtig getan, der TV hat auch nach wenigen Wochen das Internet entzogen bekommen.
Die Teufel-Anlage ist gut genug, wobei der Denon-Receiver ihre Schwächen hervorbringt, so dass ich überlege, die Mittel-/Hochtöner durch was Besseres zu ersetzen. Der Teufel-Decoder hat mich mit Kodi eine Menge grauer Haare gekostet und musste letzendlich weg, der hat einfach nicht gescheit funktioniert. Der Denon-Receiver als Ersatz war das teuerste Teil im Setup, funktioniert aber auch ohne Internet und App, ist simpel einzurichten, hat einen tollen Klang und kann auch meinen alten Grundig-Plattenspieler. Dazu funktioniert damit auch Dolby Sorround mit Netflix ganz wunderbar.
Die Logitech Harmony, die es bis heute zu kaufen gibt, konnte ich mit Profilen für die neuen Geräte versehen.
Bezugsquelle für Raspberry Pi 4
Ich habe es zuerst mit Xbian versucht, bis ein Auto-Update mir Kodi Matrix aufgespielt hat und nichts mehr ging. Da dieser Pi auch noch andere Aufgaben hat, habe ich ihn belassen und nochmal einen neuen besorgt, rein für Multimedia und gleich mit Kodi-Gehäuse (gibt's zum Beispiel bei Berrybase). Installiert ist LibreElec, und nachdem ich alle Apps eingerichtet hatte, habe ich automatische Updates deaktiviert, da auch dort teilweise nach Updates Inkompatibilitäten zum Beispiel mit Amazon VOD aufgetreten sind. Ich mache nun Updates manuell und nur, wenn etwas aufhört zu funktionieren.
Die LibreElec-Installation war sehr einfach und alles hat auf Anhieb funktioniert. Der Sound geht über HDMI auf den Denon und ist auf Passthrough konfiguriert. Ich hatte vorher noch mit dem Teufel-Decoder und HDMI-auf-SP/DIF-Weichen experimentiert, aber das hat häufig zu Problemen und Gefrickel geführt. Kann ich nicht empfehlen, lieber gleich ein bisschen in die Tasche greifen und ein vernünftiges Decodergerät besorgen.
Theoretisch kann der Fernseher über ARC Kodi steuern (TV-Remote), das funktioniert aber auch nur, wenn die Sonne richtig steht. Es gibt von FLIRC einen Infrarot-USB-Receiver für ca. 25 Euro. Dieser kann (als Hersteller «Flirc», Modell «Kodi») direkt mit der Harmony-App für die Logitech-Fernbedienung konfiguriert werden und ist dann am Pi Plug and Play. Ich habe ihn über eine USB-Verlängerung zur idealen Platzierung am Pi eingesteckt, und sofort hat alles funktioniert. Er hat eine eigene Firmware, die man nach Lust und Laune auch am PC programmieren kann, dann einfach im Pi einstecken, fertig.
Für Netflix gibt es eine App von CastagnaIT, die Amazon-VOD-App ist im Repository von Kodinerds zu finden, wo auch ARDundZDF zu beziehen ist. Für Youtube gibt es die Youtube-App sowie Youtube Channels und Youtube Music. Alle drei brauchen einen API-Key von Youtube, um korrekt zu funktionieren, das Setup dafür ist gut beschrieben und dauert insgesamt vielleicht eine halbe Stunde bis Stunde — da muss man durch.
Am Ende hat man einen kompletten Mediaplayer ohne Vendor-Lock-in. Mein erster Pi hatte bei seinen Tod durch eine Spannungsspitze eine Uptime (!) von mehr als 1200 Tagen, während ich eine Latte von Microsoft-Produkten herumliegen habe, die alle nach wenigen Jahren teurer Edelschrott waren; kein Hersteller-Support, keine Möglichkeit, etwas Anderes darauf zu installieren.
Den hätte ich gleich kaufen sollen, aber ich dachte, es ginge auch ohne. Wenn man nur Stereo-Output braucht, stimmt das vermutlich auch, aber für 5.1 oder besser klappt es mit dem Pi meiner Erfahrung nach nur dann reibungslos, wenn man das Signal unmodifiziert durchreichen kann. Der Denon stellt auch gleich das Video-Signal je nach Quelle richtig um. Im Unterschied zum alten Teufel-Setup werden die Lautsprecher direkt am Denon angeschlossen, der Subwoofer wooft nur noch.
Diese Fernbedienung hat eine Achillesferse: Die Knöpfe sind mit einer leitenden Schicht bedampft, die sich abnutzt, und dann tun sie nicht mehr. Abhilfe schafft Aluminium-Dichtklebeband aus dem Baumarkt. Zuschneiden und auf die Knopf-Leitflächen kleben, und das Problem ist ein für allemal erledigt. Außerdem gibt es die App zum Konfigurieren nur für Windows oder Mac OS.
- Automatische Updates in Kodi deaktivieren.
- Im Moment bei Kodi Leia bleiben.
- Am besten einen Pi als reinen Player dedizieren.
- Nicht am falschen Ende sparen.
Ansonsten möchte ich noch dazu aufrufen, die Programmierer der Apps und des Kodi-Systems mit Spenden zu unterstützen.
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✍ Wolfgang Mederle CC BY-SA 4.0
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language: de
date: 2021-04-09
tags: open_source multimedia