Himalaya

Endlich auf dem Gipfel angelangt, wäre Reinhold beinahe über einen einbeinigen Teddybären gestolpert. Um Atem ringend, zupfte er sich ein paar Eiskristalle aus dem Bart. Lieber wäre er dem Yeti begegnet, auch wenn er natürlich nicht an dessen Existenz glaubte. Obwohl Reinhold als Erstbesteiger wußte, daß es hier oben weit und breit keine Menschenseele gab, schaute er sich erst nach allen Seiten um, bevor er dem Teddy einen Tritt versetzte.

Neben dem Bauern, der gerade sein Feld bestellte, schlug ein einbeiniger Teddybär auf. Vor Wochen, als sein kleiner Sohn mit hohem Fieber im Bett gelegen war, hatte er dessen liebstes Spielzeug auf den höchsten Gipfel getragen, um die Götter gnädig zu stimmen. Jetzt legte der Vater beide Handflächen aneinander und verneigte sich tief vor dem heiligen Berg. Da kam auch schon der kleine Bub gelaufen, um seinen Teddy fest in die Arme zu schließen. Im Fell hingen noch ein paar Eiskristalle.