Twitter ist seit Wochen ganz großes Kino und ein Musterbeispiel dafür, was im großen Web so alles schief läuft und was man nicht will. Es ist ein schlechtes Zeichen das trotz des erratischen Verhaltens von Musk, das – so gefährlich der Ansatz ist – eher durch gesundheitliche Störungen als rational erklärbar, der Abschied von dieser einen zentralen Firma schwer fällt. Willkürliche Sperrungen und Entsperrungen; absurde Regeländerungen, die in kürzester Zeit wieder zurückgenommen werden – das ist kein Platz, auf dem man sich wohlfühlt.
Für mich, der ich Twitter selten genutzt und dann hauptsächlich konsumiert habe und nur ein paar Handvoll Tweets geschrieben hat war das Abmelden keine schwere Entscheidung. Die Entscheidung für eine andere Plattform ist deutlich schwieriger.
Mastodon ist mir ehrlich gesagt unheimlich. Ruby als Unterbau, PostgreSQL, Redis. Das klingt extrem aufwändig, sowohl an Hardware als auch an Verwaltungsaufwand. Ich habe lange genug XMPP betrieben und mache genug SMTP um zu sehen, dass föderierte Lösungen zwar einerseits sehr toll sind, andererseits aber auch extrem viel Arbeit machen. Wenn man auf Mastodon-Server schaut sieht man oft lange Server-Blocklisten um halbwegs zivilisiertes Verhalten sicherzustellen und um Spammer wegzudrücken. Die Tagesschau wittert zwar noch nicht bei Mastodon, aber bei dem ebenfalls ActivityPub benutzendem PeerTube unkontrollierbare Desinformation¹. Das wird so auch auf Mastodon zukommen.
Zum Schreiben bleibe ich wohl erstmal in meiner praktisch unsichtbaren Kapsel. Was das Lesen betrifft habe ich auch eher graubärtige Vorlieben: Statt der Twitter Timeline bevorzuge ich meinen RSS-Reader im Web – aber das war eigentlich durchgehend so.
¹Ein sicherer Hort für Desinformationen?
════════════════════════
2022-12-20T00:50+01:00