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Amazing Books

Manchmal ist es gut, langsam zu sein. Am Mittwoch hörte ich beim Kochen im DLF einen durchaus wohlwollenden Bericht ĂŒber das Startup Amazing Books, laut seiner Kurzvorstellung „ein KI-Start-Up, das personalisierte Literatur durch die intelligente Nutzung von Datenpools kooperierender Unternehmen generiert. So entsteht die Literatur beim Kauf, so individuell wie die Kund*innen selbst.“ Im DLF ging es noch darum wie spannend das ist und dass sie die Rechteinhaber bezahlen wollen. Ich habe spontan an Kalliope 7.3 aus Qualityland gedacht, die zum Maschinenverschrotter musste, weil sie sie geweigert hatte, personalisierte Literatur zu schreiben („Doch damit der DemĂŒtigungen nicht genug. Nun wollte mein Verleger mich zwingen, personalisierte Literatur anzufertigen“). Ich habe das einmal als Kuriosum im Familienchat gepostet und wollte dann vielleicht beizeiten einen kurzen Blogeintrag schreiben.

Am Freitag kam dann eine Auflösung, die mir dann doch wieder ein wenig Glauben an die Menschheit gegeben hat: Das Ganze war eine Satire-Aktion des Peng-Kollektivs. Allerdings in der Tat nur ein wenig Glauben, denn der Punkt beim Peng Kollektiv war eher die AbhĂ€ngigkeit der Verlage von Amazon: „Mit einer Art Spotify fĂŒr die Buchmesse sind wir mit Verlagen in Verhandlungen getreten. Das Ziel des Startups: Kooperationen mit den Verlagen vereinbaren, mit denen wir sie langfristig in die AbhĂ€ngigkeit treiben.“ Mit Spotify ist wohl die MikrovergĂŒtung fĂŒr Lizenzen gemeint. Amazing Books hat wohl mit vielen Verlagen gesprochen, die gegen VergĂŒtung bereit gewesen wĂ€ren, ihre BĂŒcher zur VerfĂŒgung zu stellen. Das Wort KI zusammen mit der Überzeugung „Alles, was KI nutzt, ist von irgendwem verfasst worden, das ist grĂ¶ĂŸtenteils geistiges Eigentum“ (Börsenverein des Deutschen Buchhandels) scheint da blind zu machen, und auch Amazon selbst soll Interesse am Aufkauf gezeigt haben.

Ich bin dann vielleicht doch zu naiv – ich hĂ€tte erwartet das auch Inhalte interessieren. Ist es George R. R. Martin wirklich egal, wenn in einer personalisierten Games of Thrones Version keine Person stirbt, sondern alle nur nach Sinnkrisen auswandern (das Beispiel stammt aus Qualityland)? Braucht man eine Version der Animal Farm, in der die Schweine die Farm zu wirtschaftlicher BlĂŒte fĂŒhren und alle wegen trickle down glĂŒcklich sind? Ist es erstrebenswert, dass mich BĂŒcher nicht an etwas Neues heranfĂŒhren, sondern nur meine Vorlieben und Meinungen bedienen? Das alles scheint in dem Zusammenhang nicht zu interessieren, und das ist es, was bei mir einen schalen Beigeschmack hinterlĂ€sst.

Links

Amazing Books auf der Buchmessen-Austellerliste

https://amazingbooks.io/

ErklÀrung des Peng! Kollektivs

Qualityland

Artikel in netzpolitik.org

DLF Folgeartikel

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2023-10-22T21:21+02:00

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