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Die "Star Wars"-Reihe gibt es zwar schon sehr lange, sie scheint aber immer noch ein Kassenschlager zu sein, weshalb der Disney-Konzern, der nun die Rechte an der Marke hat, immer wieder neue Filme und Serien veröffentlicht. Ich glaube, ein wesentlicher Faktor dieses Film-Franchise liegt darin, dass Star Wars eine Traumwelt zeigt, die genau so funktioniert, wie wir Menschen uns das vorstellen. Das möchte ich hier kurz erläutern.
Ich muss vorausschicken, dass ich die ganzen neuen Filme und Serien, seit Disney das Ruder übernommen hat, nicht kenne und auch nicht vorhabe, sie kennen zu lernen. Meine Ausführungen beschränken sich auf die alte Trilogie aus den 197ern und 80ern (Episode 4-6), sowie das Prequel aus den 90ern und 2000ern (Episode 1-3).
Fangen wir mit den harten Fakten der Physik an. Die Star Wars Episoden spielen laut der Einblendung ganz am Anfang "... vor langer, langer Zeit in einer weit entfernten Galaxis". Nach aktuellem Kenntnisstand der Kosmologie kann das nicht stimmen. Die Naturgesetze in der Star Wars Welt scheinen völlig andere zu sein als jene in unserem Universum. Folglich muss Star Wars in einem anderen Universum spielen.
Dem Physik-kundigen Zuseher wird sofort auffallen, dass im Star Wars Universum die Spezielle und die Allgemeine Relativitätstheorie nicht gelten. Augenscheinlichstes Beispiel: Überlichtschnelles Reisen, welches nach der speziellen Relativitätstheorie verboten ist. Aber immerhin ist die Physik, die hier vorherrscht, logisch. Es ist die Rede vom "Durchbrechen der Lichtmauer", in Analogie zum Schall. Der Raumschiffkapitän Han Solo erwähnt in Episode 4, dass er das Durchbrechen der Lichtmauer berechnen muss, damit sie nicht mit einem Stern kollidieren. Auch das ist logisch. Es funktioniert halt nur in einem nichtrelativistischen Universum, wo sowohl Raum als auch Zeit ein absolutes Bezugssystem darstellen. So ein Universum wäre intuitiv viel leichter für uns erfassbar. Unser Universum ist da halt anders.
In Episode 1 lernen wir interessante Planeten kennen. Zum Beispiel Naboo, ein Planet, der im Inneren offenbar aus Wasser besteht, wo man mit einem U-Boot durch den Planetenkern durch von einer Seite zur Anderen kommt. Spannende Idee, die der Dramaturgie des Films sehr gelegen kommt. Leider hat so ein Wasserkern den Nachteil, dass er einer mechanischen Betrachtung nicht standhält. Zumindest die Newton'sche Mechanik dürfte im Star Wars Universum größtenteils gelten. Gut, auch da gibt es Ausnahmen, die ominöse "Macht" weicht auch Diese auf, Lassen wir es mal gut sein.
Coruscant, der Hauptplanet der Galaktischen Republik, wäre schon längst ökologisch kollabiert, wäre er in unserem Universum. Die ganze Planetenoberfläche ist eine einzige Stadt. Wie man hier ein sauberes Wasser, saubere Luft und genügend Nahrung für alle sicherstellen kann, erwähnen die Filme nicht.
Zugegeben, das wirkt jetzt alles etwas kleinlich. Ich möchte aber gar nicht wegen physikalischer Inkorrektheit kritisieren. Ich gestehe zu, dass Kunst und Phantasie die Grenzen der Physik überwinden dürfen, und weiß, dass Star Wars nicht Star Trek ist, wo ein bisschen mehr auf kosmologische Konsistenz geachtet wird. Ich möchte hier auf etwas Anderes hinaus. Die bisher genannten Punkte zeigen, dass Star Wars nicht unsere Welt zeigt, wie sie ist, sondern eine Traumwelt, die etwas naiven menschlichen Vorstellungen von der Welt entspricht. Bei der Kosmologie mag das unerheblich sein. Problematisch wird es bei Dingen, die unser tägliches Leben betreffen. Ich rede von …
Bei dem politischen Geschehnissen in Star Wars gibt es etwas, was mit Unbehagen bereitet. Ich meine nicht das stereotype Schwarz-Weiß Bild von Gut gegen Böse, das in der alten Trilogie vorherrscht. Ich meine auch nicht vom Kampf der Rebellion gegen die Tyrannei des Imperiums. Das ist ein legitimer politischer Freiheitskampf. Nein, ich habe ein Problem mit den Geschehnissen in der neuen Trilogie, Episode 1-3.
Wie viele Verschwörungstheorien hat die Menschheit schon aufgestellt? Die "Protokolle der Weisen von Zion", die gefakte Mondlandung, die Rothschilds und Bilderberger (wo zwar niemand weiß was die machen, aber es muss etwas Böses sein), die inszenierten Terroranschläge vom 11.9. (um Kriege um Öl zu legitimieren), die "Corona-Plandemie" (mit der uns Bill Gates Chips implantieren will), …. Immer wieder tauchen solche wirren Theorien auf, die im Kern darauf beruhen, dass eine kleine Gruppe von Verschwörern finster Pläne schmiedet, uns alle hinters Licht führt, und keiner merkt es. Außer natürlich die wagemutigen Aufdecker, die die Wahrheit ans Licht bringen wollen und todesmutig ins Internet posten. All diese Geschichten habe eines gemeinsam: Sie sind frei erfunden.
Bei Star Wars Episode 1-3 ist das anders. Dort passiert tatsächlich das, was in unserer Welt nie passiert, woran aber viele Menschen glauben: Eine politische Verschwörung, bei der eine einzige Person alle Fäden zieht. Lord Sidious, der Dunkle Lord der Sith, verfolgt gnadenlos seinen Plan der Machtergreifung. Er führt Doppelidentitäten, wird durch geschickte Diplomatie Kanzler der Republik, lässt zunächst heimlich eine Armee von Klonkriegern aufbauen, leitet andererseits die Bildung einer Separatistenbewegung in die Wege, was zum Bürgerkrieg führt, in dem er nach und nach seinen Politischen Einfluss ausbaut, bis er so weit ist, sein größtes Hindernis, die Jedi-Ritter, politisch auszuschalten und das Imperium zu proklamieren.
Der Aufwand und die ganz Planung, die Sidious betreiben muss, sind so komplex, dass das in unserer Welt sehr schnell auffliegen würde. Im Star Wars Universum hingegen ist das alles keine Verschwörungstheorie mehr, sondern die Realität, die wir auf der Leinwand mitverfolgen können. Anhänger von Verschwörungstheorien dürften die Star Wars Trilogie damals mit Begeisterung verfolgt haben, weil dort endlich einmal das zu sehen war, was sie sich von der Welt erhofften. In dieser Hinsicht hat es die Traumwelt von Star Wars meiner Meinung nach dann doch ein wenig zu weit getrieben.
CC BY-SA 4.0 Martin Marot-Perz, 21.07.2022
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