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Vor kurzem hat Purism PureOS 10 (Byzantium) für das Librem 5 endlich offiziell vorgestellt[1]. Damit kann man sagen, dass das Librem 5 - bzw. die Standardsoftware des Librem 5 - aus dem Alpha Status raus ist.
Der interne Speicher wird standardmäßig verschlüsselt, die Kamera funktioniert out of the box, der Betrieb eines externen Monitors ist reibungsloser, die Bildschirmskalierung kann man ohne Zusatztool direkt in den Einstellungen ändern und vieles mehr.
Von einem softwareseitigen 1.0-Produkt kann man aber noch nicht reden. Auch als Smartphone würde ich das gute Stück nicht bezeichnen. Es ist ein Hosentaschen-PC - leider ohne Tastatur. Diese, eine Maus und am Besten noch ein externer Bildschirm ist hier und da immer noch vonnöten. Das alles wird beispielsweise benötigt um über Evolution den Kalender mit NextCloud oder einem anderen CalDAV-Dienst zu synchronisieren - genauso wie unter PureOS 9. Man kann das zwar auch übers Terminal erledigen, aber das ist ungleich schwieriger und nicht empfehlenswert.
Dennoch, diese Möglichkeit überhaupt zu haben und vor Allem auch richtige Desktop-Programme auf einem externen Monitor zu nutzen ist eine wirkliche Stärke des Gerätes und Byzantium baut das aus.
Hat man einmal alles eingerichtet kann man problemlos und flüssiger als vor dem Update unterwegs rein per Touchscreen natürlich Mails lesen, chatten, Musik hören, ein bisschen surfen oder einfach telefonieren.
Die standardmäßige Verschlüsselung des internen Speichers bringt die längst überfällige Datensicherheit. Pursim wirbt mit dem Schutz der Privatsphäre - aber ohne verschlüsselten Speicher war das etwas was ein klassisches Mac OS, RISC OS, Amiga OS (,...) auch hatte; Hintergrunddienste, die den Nutzer ausspionierten haben/hatten diese Systeme auch nicht. Bringt nur nichts, wenn der Speicher beispielsweise einfach extern ohne Login/Passwort ausgelesen werden kann.
In der offiziellen Anleitung zum Wiederherstellen/Flashen des Geräts[2] wird nicht erwähnt - Stand November 2021 -, dass normalerweise der Speicher unverschlüsselt bleibt und wie man die Verschlüsselung "aktiviert". Effektiv wird hierbei eine andere Version der ROM geflasht.
Wie das geht erfährt man erst, wenn man sich das Tool, was sie bereitstellen, näher anschaut:
./librem5-flash-image --variant luks
Darüber hinaus hat Purism versäumt ein kleines Skript einzubauen, dass die Partition automatisch auf den vorhanden Speicher ausgedehnt wird. So hat man, wenn man denn einen verschlüsselten Speicher will, erstmal nach dem (wirklich vorbildlichen!) Flashvorgang nur noch 1 GB Speicher frei.
Man kann sich aber per Kommandozeile direkt am Librem 5 behelfen[3]:
1. Terminal öffnen und folgenden Befehl eingeben (das Passwort, nachdem gefragt wird, ist das normale Login-Passwort):
sudo cfdisk /dev/mmcblk0
2. Die Partiton /dev/mmcblk0p2 auswählen.
3. Über "Delete" löschen, und mit "New" eine neue Partiton über die gesamte Größe des freien Speichers erstellen.
4. Danach die Änderungen mit "Write" bestätigen und das Programm mit "Quit" beenden.
5. Jetzt ist ein Neustart unseres Taschencomputers fällig.
6. Nachdem das Gerät neu gestartet hat wieder das Terminal öffnen und den Speicher entsprechend über diese beiden Befehle erweitern:
sudo cryptsetup resize /dev/mapper/crypt_root sudo resize2fs /dev/mapper/crypt_root
7. So, das wars. Mit "df -h" kann man sich das Ergebnis noch ansehen.
Weiterhin ist - und ich denke mit Absicht - Flathub nicht standardmäßig aktiviert. Purism gibt sich viel mühe die Programme, die auf dem Gerät landen zu kuratieren. Allerdings hat man im Gegensatz zu Android oder gar iOS alle Freiheiten die ein Linux basierendes System eben so bietet. Um Flathub zu integrieren läd man sich die Repository-Datei herunter[4] und installiert diese über das Terminal:
cd ~/Downloads #oder wo immer die Datei herunter geladen wurde... flatpak remote-add flathub flathub.flatpakrepo
Tchja, der Gnome Software Fork von Pursim ist leider immer noch schneckenlam. Am Besten man Installiert/aktualisiert Programme einfach per Kommandozeile und Flathub ("flatpak install ..." bzw. "flatpak upgrade"). Über flathub.org kann man sich mittels Browser auf dem Laufenden halten.
Ja, es ist noch nicht fertig und nicht annähernd auf dem Stand von iOS, Android oder selbst Sailfish OS. ABER: PureOS auf dem Librem 5 ist weiterhin auf einem sehr guten Weg. Die Luft wird dünner für Android und iOS. Alternativen fangen an sich zu etablieren. Es braucht nicht mehr viel, bis diese Systeme auch im Mainstream ankommen könnten. Diese müssen auch nicht unbedingt von Pusism kommen. Aber was die Firma da angestoßen hat und wie sie auch dafür sorgt, dass die Software in den Distributionen landet, bewegt weiterhin viel in der Linuxwelt.
[1] November Librem 5 update: Byzantium Released
[3] Purism Forum mit Tipps zum vergrößern der Hauptpartition
[4] flathub.flatpakrepo von flathub.org
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