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Veröffentlicht: Mittwoch, 23 Februar 2022 - 09:36:28 (+0100)
Verfasst von: osz
Wem CP/M nichts sagt, der oder die wird sich an dieser Stelle wundern, was das denn für ein neues Betriebssystem für den Amiga ist? Wer CP/M schon kennt, wird sich dagegen vielleicht fragen, wieso man denn bitteschön unbedingt CP/M auf dem Amiga braucht bzw. benutzen sollte. Aber fangen wir mit einem wirklich kurzen Blick in die Vergangenheit an. Zum Schluss komme ich auf die Frage nach dem "Aber warum nur" zurück.
Gary Arlen Kildall gilt als der Entwickler von CP/M (Control Program for Microcomputers). Dabei handelt es sich um eine Reihe von plattformunabhängigen Betriebssystemen, die zwischen 1974 und den späten 80er-Jahren für kleinere Maschinen (meist für 8 Bit Prozessoren) als Alternative zu Unix auf den Großrechnern entwickelt wurden. Wer CP/M schon einmal im Einsatz erlebt oder gar selber benutzt hat, wird feststellen: Es erinnert an vielen Stellen an MS-DOS, welches CP/M später sozusagen ablöste. 1982 folgte dann mit CP/M-68K eine Version für Motorolas 16 Bit Prozessoren, die sich jedoch keiner all zu großen Popularität erfreute. Verwendet wurde sie vor allem auf Motorolas EXORmacs Development System, SORD M68 und M68MX Systemen.
Auf GitHub gibt es nun ein Repository, welches einem genau diese Version von CP/M als Portierung für den Amiga bringt. Erfolgreich getestet wurde diese Version von CP/M-68K auf Motorola 68000 und 68010 CPUs, die kompatibilität mit anderen 68k-CPUs ist bislang unbekannt. Mit SturmBIOS wird eine Implementierung des CP/M-68K BIOS für Amiga-Rechner bereitgestellt, welche erst die Nutzung des Betriebssystems auf einem Amiga möglich macht. Es gibt allerdings auch einige Einschränkungen. So werden maximal zwei Diskettenlaufwerke, Festplatten hingegen gar nicht unterstützt. Auch gibt es keine Unterstützung für den seriellen und den parallelen Port. Natürlich – was auch auf der Seite erwähnt wird – ist auch die Software-Auswahl recht beschränkt. Was jedoch niemanden daran hindern sollte selbst Hand anzulegen, denn ein Assambler und ein C Compiler werden mitgeliefert.
Das Boot-Image, eine Dokumentation und weitere ausfĂĽhrliche Informationen gibt es im GitHub-Repository des Projektes:
https://github.com/juollila/cpm68k-amiga
Und zum Schluss nochmal die Frage: Warum sollte man CP/M-68K auf seinem Amiga nutzen?
Die Geschichte um CP/M ist natürlich weitaus umfangreicher als dieser wirklich sehr kurze Abriss – und durchaus sehr interessant. 1974, als die erste Version von CP/M auf den Markt kam, war die Zeit in Bezug auf Computer natürlich eine völlig andere als heute. Man bedenke, dass 1975 der Altair 8800 veröffentlicht wurde. Dieser Rechner besaß kein Betriebssystem, kam als Bausatz auf den Markt und das User-Interface bestand aus Kippschaltern und Lampen. Man prügelte Binärcode mit diesen Kippschaltern in das Gerät. Heute fast schon absurd, damals galt das Gerät aber als ein Mikrocomputer. Komfortablere Alternativen waren aber praktisch unbezahlbar. Man kann Gary Arlen Kildall daher gerne als einen Pionier der PCs (Personal Computer) bezeichnen, der für Größen wie Bill Gates bzw. Microsoft den Weg bereitete. Rein historisch lohnt sich daher schon ein Blick in vergangene und in diesem besonderen Falle auch etwas exotischere Zeiten. Wer Spaß am Ausprobieren und Interesse an der Computergeschichte hat, wird daher sicher seine Freude am Entdecken haben, für produktiven Einsatz sollte man vermutlich weiterhin bei AmigaOS bleiben.