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date: 2024-11-12T08:08 tags: [date/2024/11/12, gemnews]

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created: 2024-11-11T10:53:15 (UTC +01:00) tags: [] source:

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/ki-in-militaer-und-journalismus-wer-soll-dann-noch-kritisieren-110072815.html

author: Dietmar Dath

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KI in Militär und Journalismus: Wer soll dann noch kritisieren?

## Excerpt
Wenn Militär, Geheimdienste und Journalismus dieselben technischen Maßnahmen ergreifen, wer soll diese Schritte dann eigentlich noch kritisieren?

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Wer paranoid genug ist, keinen Schritt mehr zu tun, um nur ja nicht in eine Falle zu tappen, befindet sich bereits in einer. Sie ist selbstgebaut, muss aber nicht zuschnappen. Man kann sich da wieder freidenken, wenn man’s denn kann und nicht stattdessen gelähmt auf das Schnappgeräusch wartet.

Es geht um die informationelle Selbstbestimmung

Nehmen wir die Angst davor, von Künstlicher Intelligenz verschlungen, ersetzt und gelöscht zu werden. Das Pentagon, Zwingburg der mächtigsten Militärmaschinerie aller Zeiten und also gewiss kein Ort, wo Angsthasen sitzen, musste sich am vergangenen Donnerstag einen Erlass des Weißen Hauses gefallen lassen, der verlangt, die Generalität und ihre Leute sollten beim Einsatz smarter Computersysteme gefälligst einen Zahn zulegen, denn sonst machen China, Russland oder irgendwelche Länder, an die niemand denkt, das KI-Rennen. Ob Trump oder Harris: Auch nach dem 5. November wird sich diese Haltung kaum entspannen; einzig ein überraschender Wahlsieg des auf dem Menü gar nicht mehr vorgesehenen

Joe Biden

könnte da beruhigend wirken, weil der Mann womöglich nicht mehr viel mitkriegt und nur noch aus Routine Direktiven ausgibt wie die vom letzten Donnerstag ans Militär sowie, übrigens, auch an die Geheimdienste.

Wo nun diese beiden gefährlichsten Organe des Staates neues Werkzeug erproben, das die informationelle Selbstbestimmung der Bevölkerung in ungeahntem Maß einzuschränken geeignet ist, sollten unabhängige Medienhäuser nachfragen. Damit das klappt, schenken zwei wohltätige Einrichtungen namens Microsoft und OpenAI einigen einschlägigen Betrieben namens Chicago Public Media, Minnesota Star Tribune, The Philadelphia Inquirer und The Seattle Times demnächst insgesamt zehn Millionen Dollar, damit diese Firmen den Einsatz von KI im Newsroom üben (und vielleicht sogar kritisieren, sofern KI das kann). Jeder dieser Betriebe kriegt kompetente, von den Software-Läden finanzierte Fachkräfte in den Pelz gesetzt, damit die Anpassung der vor Ort vorhandenen Menschen an die neuen Maschinenmöglichkeiten kunstgerecht vonstatten geht.

Wer angesichts solcher Neuigkeiten die Macht des Computer-Kapitals nur noch mehr fürchtet, kann nach dem starken Staat rufen, der allerdings, siehe oben, bereits bis in seine Machtzentralen von denselben Algorithmen kolonisiert wird, die besagte Furcht auslösen. „Zweifrontenkrieg“ nennt man das im Pentagon. Die Vervielfachung derartiger Fronten ist geradezu das Wesen der Umwälzung aller Kommunikations- und Informationsverarbeitungsmittel, die wir erleben. Wenn’s doch nur eine Sorte theoretischer und praktischer Gesellschaftskritik gäbe, die nicht zwischen Staats- und Privatmacht zerrieben wird, sondern beide als Ausdruck desselben Problems begreifen und bearbeiten kann. Vielleicht sollte man das mal googeln, oder eine KI danach fragen. Klick? Schnapp.

KI in Militär und Journalismus: Wer soll dann noch kritisieren? was published on 2024-11-12