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date: 2024-11-16T12:21 tags: [date/2024/11/16, gemnews]
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created: 2024-11-15T19:29:28 (UTC +01:00) tags: [Steiner,Rudolf,Heiner Ullrich] source:
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## Excerpt
Rudolf Steiner ist der Begründer der Anthroposophie, einer spirituellen Weltanschauung, welche die normalwissenschaftliche Erkenntnis durch übersinnlich-geistige Erfahrungen erweitern will. Steiners Werk ist sehr vielfältig: es besteht nicht nur aus Beiträgen zur Philosophie und Esoterik, sondern auch aus programmatischen Reformkonzepten auf den Gebieten der Erziehung, Medizin, (Land-)Wirtschaft, Kunst, Religion u.a.m. Es gibt im 20. Jahrhundert nur wenige Gelehrte und weltanschauliche Führer, deren Denken und Wirken bis heute so kontrovers diskutiert wird wie das Steiners.
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Prof. Dr. Heiner Ullrich
veröffentlicht am 01.11.2021
Rudolf Steiner ist der Begründer der
, einer spirituellen Weltanschauung, welche die normalwissenschaftliche Erkenntnis durch übersinnlich-geistige Erfahrungen erweitern will. Steiners Werk ist sehr vielfältig: es besteht nicht nur aus Beiträgen zur Philosophie und Esoterik, sondern auch aus programmatischen Reformkonzepten auf den Gebieten der Erziehung, Medizin, (Land-)Wirtschaft, Kunst, Religion u.a.m. Es gibt im 20. Jahrhundert nur wenige Gelehrte und weltanschauliche Führer, deren Denken und Wirken bis heute so kontrovers diskutiert wird wie das Steiners.
1.
2.
3.
1.
2.
3.2 Anthroposophische Geisteswissenschaft
4.
4 Entfaltung in Kult, Bühnenkunst, Tanz und Architektur
1.
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3.
4.3 Spirituell-organische Architektur
5.
5 Lebensreform – neue Formen sozialer Praxis
1.
5.1 Die Dreigliederung des sozialen Organismus
2.
3.
5.3 Geisteswissenschaftlich erweiterte Medizin
4.
5.
5.5 Biologisch-dynamische Landwirtschaft
6.
6.
1.
6.1 Die „Grenzenlosigkeit“ der Erkenntnis
2.
6.2 Die Rückkehr zum mythischen Denken auf dem Feld der Wissenschaft
3.
6.3 Eine modernisierte Form der Gnosis
4.
6.4 Im Traditionsstrom der Esoterik
7.
8.
Kaum eine andere intellektuelle Persönlichkeit des frühen 20. Jahrhunderts hat eine so starke weltanschauliche Ausstrahlung und bis heute immer noch zunehmende lebensreformerische Wirkung entfaltet und dabei eine vergleichsweise so geringe Beachtung in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit gefunden wie Rudolf Steiner. Seine Reformimpulse entfalten inzwischen weltweit nicht nur im Bereich der
eine außergewöhnlich starke Wirksamkeit, sondern auch auf den Gebieten der heilpädagogischen und sozialtherapeutischen Arbeit, der psychosomatischen Medizin, der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, der betrieblichen Organisation, der darstellenden und bildenden Künste sowie der Architektur. Es gibt wohl auch kaum einen anderen Lebensreformer, dessen Denken und Wirken seit langem so kontrovers beurteilt wird wie dasjenige von Rudolf Steiner. Das Spektrum der Reaktionen reicht von enthusiastischer Bewunderung für einen der größten Universalisten des 20. Jahrhunderts vor allem in Kreisen seiner anthroposophischen Schülerschaft über pragmatische Versuche der Anerkennung von innovativen Potenzialen bis zur radikalen Infragestellung und polemischen Demontage seiner ideellen Grundlagen als bloßer esoterischer Synkretismus. Wer sich über das Wirken Rudolf Steiners ein eigenes Urteil bilden möchte, sieht sich früher oder später zur Auseinandersetzung mit der ihr zugrundeliegenden Lehre über den Menschen und seine Stellung in Natur und Gesellschaft genötigt. Sie ist niedergelegt in zahlreichen Schriften und in zahllosen Vorträgen, die Rudolf Steiner in vielen Ländern Europas gehalten hat. Die Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe (GA) ist bislang auf einen Umfang von ca. 400 Bänden konzipiert und liegt zum allergrößten Teil nur in deutscher Sprache vor. Seit 2013 erscheint eine kritische Ausgabe der Grundschriften Steiners, die bisher auf 16 Bände ausgelegt ist. Nicht nur das gigantische Volumen des Steinerschen Opus stellt eine große Herausforderung für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Gedankenwelt Rudolf Steiners dar, sondern auch die oft fremdartig-esoterisch anmutende, eher bildhafte als begrifflich-exakte Terminologie, mit welcher er sich auf die für sein spirituelles Verständnis des Menschen grundlegenden „übersinnlichen Wesenheiten“ bezieht.
Rudolf Steiner wurde im Jahre 1861 in Kraljevec (Kroatien) als Erstes von drei Kindern eines österreichischen Bahntelegraphisten in bescheidenen, bildungsfernen Verhältnissen geboren. Als „Vorzugsschüler“ besucht er später die lateinlose Ober-Realschule in Wiener Neustadt, besteht hier die Matura „mit Auszeichnung“ und studiert als Stipendiat der Eisenbahngesellschaft von 1879 bis 1883 an der Technischen Hochschule in Wien die Fächer Mathematik, Naturgeschichte und Chemie mit dem Ziel, Realschullehrer zu werden. Ohne Studienabschluss verdient er sich seinen Lebensunterhalt von 1884 bis 1890 als Hauslehrer und
in einer großbürgerlich-jüdischen Familie, wo er sich insbesondere um den körperlich behinderten Sohn kümmert.
Auf Empfehlung des Wiener Germanisten Julius Schroer arbeitet der idealistisch philosophierende Autodidakt und philologische Laie Steiner von 1890 bis 1897 als freier Mitarbeiter am Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar. Hier ediert er die sechs Bände der naturwissenschaftlichen Schriften Goethes für die „Sophien-Ausgabe“. Aus seiner Beschäftigung mit der objektiv-idealistischen Naturbetrachtung Goethes entspringt auch die Schrift, mit welcher Steiner 1891 extern von der Universität Rostock zum Doktor der Philosophie (Examensnote „rite“) promoviert wird. Im Jahre 1894 veröffentlicht er sein philosophisches Hauptwerk „Die Philosophie der Freiheit. Grundzüge einer modernen Weltanschauung. Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode“, ohne in der philosophischen Fachwelt Resonanz zu finden; die wenigen zeitgenössischen Beurteilungen sind vernichtend
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(Ullrich 2011, S. 32 f.).
Als Steiner 1897 mit seiner ersten Ehefrau und deren Kindern von Weimar nach Berlin zieht, ist er arbeitslos. Bis in den Herbst des Jahres 1902, als er das gut dotierte Amt eines Generalsekretärs der Theosophischen Gesellschaft annimmt, kämpft er jahrelang um jede Reichsmark als Mitherausgeber und Redakteur des „Magazins für Literatur“, als Lehrbeauftragter für Geschichte an der marxistisch ausgerichteten Arbeiterbildungsschule (bis 1905) und Lehrkraft an einer Fortbildungsschule für Mädchen sowie als Vortragsredner. Er verkehrt im monistischen Giordano-Bruno-Bund und im Kreis der „Kommenden“, einem Treffpunkt der literarisch-künstlerischen Avantgarde, der Berliner Bohème und der lebensreformerischen, zwischen Darwinismus, Sozialismus und Anarchismus oszillierenden Kreise. Hier wird er im Herbst 1900 auch zu Vorträgen über Nietzsche, Haeckel, Goethe und über die deutschen Mystiker in die „Theosophischen Bibliothek“ eingeladen. In diesem an der fernöstlichen Weisheitslehre und Esoterik interessierten Kreis lernt Rudolf Steiner nicht nur seine neue Lebensgefährtin und spätere zweite Ehefrau Marie von Sivers kennen; er findet hier seine definitive Wirkungsstätte und zugleich die erste Anhängerschaft für seine von nun an Gestalt annehmende Anthroposophie. Als Generalsekretär der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft entfaltet der „Doktor Steiner“ nun eine immense Vortrags- und Reisetätigkeit, wovon mehr als sechstausend stenografisch festgehaltene Vorträge und ca. dreißig Monografien Zeugnis geben. Ende 1912 trennt sich Steiner von der Theosophischen Bewegung – offiziell wegen tiefgründiger Differenzen in der esoterischen Deutung des Lebens Jesu Christi. Er gründet die Anthroposophische Gesellschaft, deren Tagungen durch die Aufführung von Mysteriendramen (seit 1907) und durch die neue, Sprache und Gesang sichtbar machende Bewegungskunst der
(seit 1913) eine neue künstlerisch-kultische Dimension erhalten.
Die Pläne zum Bau einer eigenen Aufführungs- und Tagungsstätte führen ihn nach Dornach bei Basel, wo er von 1914 bis 1922 mit der organisch-spirituellen Architektur des „Goetheanums“ den feierlichen Rahmen schafft für die Manifestation der Anthroposophie als Gesamtkunstwerk von Wissenschaft, Kunst und Religion. Als charismatischer Gründer einer ganz allein auf ihn konzentrierten weltanschaulichen Gemeinschaft entfaltet Steiner nun im letzten Jahrzehnt seines Lebens durch eine stupende Vortragstätigkeit in ganz Europa das Programm für eine spirituelle Erneuerung des Lebens auf den Gebieten nicht nur der Kunst, sondern auch der Erziehung, der Politik und Wirtschaft, der Medizin, der Landwirtschaft und der christlichen Religion. Ende September 1924 muss Rudolf Steiner aus Erschöpfung erstmals in seinem Leben einen Vortrag absagen. Nach sechs Monaten im Krankenbett, ärztlich betreut von Ita Wegman, erliegt er am 30. März 1925 in Dornach – mitten in der Arbeit an seiner Autobiographie – vermutlich einem Magenkrebsleiden.
Das fundamentale Anliegen Steiners ist die Erneuerung der mystischen Erfahrung einer Vereinigung der inneren geistigen Welt der Person mit dem in Natur und Geschichte sich offenbarenden göttlichen All-Einen inmitten eines positivistisch-materialistischen Zeitalters. In seiner „goetheanischen“ Frühphase expliziert Steiner zunächst philosophisch-erkenntnistheoretisch und in seiner „theosophischen“ Hauptphase dann esoterisch-suprarational das Grundschema der Gnosis, wonach das Ich durch Unwissenheit oder Schuld in einen Zustand der Entzweiung und Entfremdung von seinem geistigen Ursprung geraten ist, aus dem es durch Selbst- und Welterkenntnis wieder zur universalen Einheit zurückfinden kann.
In seinen vor-theosophischen Schriften versucht Steiner, diese mystische All-Einheitserfahrung in bewusster Opposition zum Kritizismus Kants und zur hierin erfolgenden Begrenzung der objektiven Erfahrung erkenntnistheoretisch zu begründen. Seine „Erkenntnistheorie führt zu dem positiven Ergebnis, dass das Denken das Wesen der Welt ist und dass das individuelle menschliche Denken die einzelne Erscheinungsform dieses Wesens ist“
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(Steiner GA 2 1960, S. 125). In der intellektuellen „Selbstanschauung des Denkens“ kann der Mensch die Ideen unmittelbar „erleben und sich dadurch mit dem Weltgrund selbstlos (wieder-)vereinigen“
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(ebd.). Aus dieser objektiv-idealistischen Weltauffassung entspringt auch Steiners Interesse an den morphologischen Naturforschungen Goethes. Denn im Gegensatz zur experimentell berechnenden und verfügenden Naturwissenschaft sah Goethe in den Urphänomenen der Farben-, der Pflanzen- und der Tierwelt die Manifestationen von Ideen, welche der Mensch in seinem Bildungsprozess verstehend zur Sprache bringen soll.
Anthroposophie ist für den theosophischen Steiner Erkenntnisweg, Weltanschauung und Lebensreform. Als Erkenntnisweg soll Anthroposophie „das Geistige im Menschenwesen zum Geistigen im Weltall führen“
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(Steiner GA 13 1985, S. 41), indem sie die normalwissenschaftliche Erforschung der physischen Welt um diejenige einer zunächst unsichtbaren, übersinnlichen geistigen Welt erweitert. Steiners erste Prämisse ist dabei, „dass es hinter der sichtbaren Welt eine unsichtbare, eine zunächst für die Sinne und das an diese Sinne gefesselte Denken verborgene Welt gibt und dass es dem Menschen durch Entwickelung von Fähigkeiten, die in ihm schlummern, möglich ist, in diese verborgene Welt einzudringen“
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(ebd. S. 299). Steiners zweite Prämisse ist, dass jedermann durch die meditative Schulung seines „Erkenntnisorgans“ die Fähigkeiten zur Erforschung der höheren Welten erlangen kann: „Zu Erkenntnissen in höheren Welten gelangt der Mensch, wenn er sich, außer dem Schlafen und Wachen, noch einen dritten Seelenzustand erwirbt“
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(ebd. S. 393), in welchem bei voller Bewusstheit alle Eindrücke der Sinne ausgeschaltet bleiben. Auf dem Schulungsweg verlässt der Geistesschüler die „herabgelähmte“ begriffliche Form des Alltagsdenkens und schreitet über die imaginative und die inspirative zur intuitiven Stufe des „exakten Hellsehens“ und des „Aufgehens in die ganze Welt“ empor. Nun ist das „Erkenntnisorgan“ geöffnet für die Erfahrung der beiden Grundgesetze dieser vordem okkulten geistigen Welt: der Reinkarnation (und des Karmas) sowie der Entsprechung von Makro- und Mikrokosmos.
In der Kosmogonie Steiners gehen das Weltall und zugleich der Mensch aus dem all-einen geistigen Urgrund hervor; sie re-inkarnieren sich in sieben planetarischen Weltaltern bzw. in zahllosen Lebensläufen und erheben sich wieder zurück zur rein geistigen Existenz. Ebenso lebt in jedem Menschen ein geistiger Ursprung bzw. „Kern“, der vor der Geburt aus den geistigen Welten herabsteigt, um sich mit der leiblich-seelischen „Hülle“ zu verbinden; im Tode löst er sich wieder von ihr, um sich in einem nächsten Erdenleben wieder zu verkörpern. In der nächsten Reinkarnation erfährt die Seele dann – wie in der Weisheitslehre des Buddha – durch das Karma, d.h. die Schicksalsverkettung – Lohn oder Strafe für die Gedanken und Taten des vorangegangenen Lebenslaufs. Das zweite Grundgesetz der geistigen Welt ist die Entsprechung von Mikro- und Makrokosmos. Als „Krone der Schöpfung“ vereinigt die menschliche Wesenheit die vier Seins-Stufen bzw. „kosmischen Wirkkräfte“ in sich. Der Mensch stellt sich dar als ein Mikrokosmos aus vier Wesensgliedern bzw. Kraftgestalten: aus dem allein sichtbaren „physischen Leib“, in dem die mechanischen Gesetze des Mineralreichs gelten; zweitens aus dem verborgenen „ätherischen“ bzw. Lebens-Leib, in dem die Wachstums- und Fortpflanzungskräfte wie im pflanzlich-vegetativen Bereich wirken; drittens aus dem okkulten „astralischen“ bzw. Empfindungs-Leib, dem Träger der animalischen Seelenkräfte der Triebe, Begierden, Leidenschaften, und viertens aus dem sich reinkarnierenden Ich (-Leib), welches die anderen Glieder dominiert, gestaltet und vergeistigt. Diese vier „Leiber“, Wesenheiten bzw. Kräftefelder sind für Steiner der wichtigste Schlüssel für das Verständnis von Mensch und Welt; zahlreiche Erscheinungen werden von ihm auf das Wirken der „4“ zurückgeführt: z.B. die vier Elemente, die vier Jahreszeiten, die vier Temperamente, die vier Stufen der Erkenntnis etc. In seinen späteren Schriften ergänzt Steiner die „kosmische“ Viergliederung noch um eine „funktionelle“ Dreigliederung der Natur des Menschen, die sich an der alten seelenkundlichen Trias von Denken, Fühlen und Wollen orientiert und diese Seelenkräfte physiologisch im Nerven-Sinnes-System, Atem-Kreislauf-System bzw. Stoffwechsel-Gliedmaßen-System lokalisiert
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(Steiner GA 21, 1983; Steiner GA 27 1984).
Insgesamt gesehen erscheint die anthroposophische „Geisteswissenschaft“ Steiners mit ihrer „lebendigen Logik der Bilder“, insbesondere dem Glauben an Allbeseelung, Analogienzauber und Zahlensymbolik, als der Versuch der Rehabilitierung esoterischer Erfahrungen in mythischen Denkformen inmitten einer „materialistischen“ und verwissenschaftlichten Zivilisation.
Als Generalsekretär der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft nimmt Rudolf Steiner mit der theosophischen Lehre in seinen zahllosen Vorträgen Veränderungen und Weiterentwicklungen vor. Sie betreffen nicht nur die stärkere Akzentuierung des wissenschaftlichen Habitus und die Darlegung einer neuen Christusauffassung, sondern ebenso die Ausrichtung auf die sozialen Fragen der Gegenwart und in ganz besonderem Ausmaß die Herausbildung neuer ästhetischer Formen für die Vermittlung und Aneignung der „Geheimwissenschaft“. Schon in einzelnen öffentlichen Vorträgen der Jahre 1905 bis 1907 ist Steiner bemüht, die Bedeutung seiner spirituellen Einsichten für die Lösung sozialer Probleme aufzuzeigen. Es geht ihm um die Erneuerung und Erweiterung der Medizin, um ein gerechtes Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit, um den Weltfrieden, die Frauenfrage und um die Erneuerung der Erziehung. Die lebenspraktischen Anregungen Steiners werden damals aber kaum aufgegriffen. Dies gilt auch für seinen, ebenfalls als Aufsatz 1907 veröffentlichten Beitrag „Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft“
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(Steiner GA 34 1987), in dem er schon die ersten Umrisse für seine spätere
entwirft. Eine größere und unmittelbare Wirkung haben Steiners ästhetische Impulse auf den Feldern von Kult, Theater,
und Architektur, welche größtenteils von der spezifischen Form seiner Organisation der Jahreskongresse der europäischen Theosophen seit 1907 in München ihren Ausgang nehmen.
Zuvor hatte Rudolf Steiner zusammen mit seiner Mitarbeiterin und späteren Ehefrau Marie von Sivers das Feld der Freimaurerei betreten, um für seine theosophische Anhängerschaft einen eigenen rosenkreuzerischen Ritus zu gestalten. Als „Großmeister“ der „Mystica Aeterna“ tritt Steiner nicht mehr nur als „Geistesforscher“ vor seine Zuhörerschaft, sondern auch als autoritativer Mystagoge vor seine Adepten
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(Zander 2007).
Die Münchner Jahrestagungen verlieren unter Steiners Leitung ihren bisherigen bloß intellektuellen Zuschnitt und kulminieren nunmehr im gemeinsamen ästhetischen und spirituellen Erlebnis eines kultischen Gesamtkunstwerks. Die theosophische Anhängerschaft betritt einen mit Bühnen- und Wandgemälden, Säulen und Statuen festlich dekorierten Raum, der das Bild eines spirituellen Tempels abgeben soll. Neben den Vorträgen kommt durch Rezitation das dramaturgische Element zur Geltung, welches noch durch die Aufführung von Mysteriendramen eine besondere Steigerung erfährt. Von 1910 bis 1913 bringt Steiner vier eigene Stücke zur Aufführung und ist nun Autor, Dramaturg und Regisseur in einer Person. Angesichts der stetig wachsenden Zuschauerzahl – im Jahre 1913 sollen es im Münchner Volkstheater mehr als 1200 Besucher gewesen sein – entsteht bei dem Wagnerianer Rudolf Steiner der Wunsch nach einer eigenen weihevollen Spielstätte – analog zum Bayreuther Festspielhaus – für die Aufführungen seiner Mysteriendramen, die durch die Integration mehrerer Gattungen immer deutlicher die Kennzeichen eines Gesamtkunstwerks tragen.
Im unmittelbaren Zusammenhang mit der Aufführung der Mysteriendramen entwickelt Steiner seit 1912 als erste eigenständige
der Theosophie die Bewegungskunst der Eurythmie. Als tänzerische Ausdrucksform von Sprache oder Musik will die Eurythmie den Menschen sinnlich-ästhetisch mit den Gestalten und Geschehnissen der geistigen Welt verbinden. Im (Nach-)Erleben der tänzerischen Bewegungen soll ein Aufstieg aus dem Sinnlichen ins Übersinnliche erfolgen. Dazu werden die Wörter der Sprache oder die musikalischen Klänge wieder in die ursprünglichen räumlichen Bewegungen und Gebärden zurückverwandelt, welche nach Steiners Auffassung im Laufe der menschlichen Entwicklung durch die Stimmorgane zu Lauten und Tönen konzentriert und damit „unterdrückt“ worden sind. Durch die nachbildenden Bewegungen der Arme, Hände und Füße und die sie umrahmenden choreographischen Formen wird mithin die Möglichkeit geschaffen, die übersinnlichen Bewegungen sichtbar zu machen, welche dem menschlichen Sprechen und Singen zugrunde liegen. Die Eurythmie bringt also – mikrokosmisch – die Geheimnisse künstlerisch zur Darstellung, welche dem Makrokosmos innewohnen. Diese „geistige“ Tanzkunst wendet sich bewusst von den virtuosen und akrobatischen Ausdrucksformen des klassischen Balletts ab. Stattdessen tanzen die Eurythmistinnen zu pathetisch vorgetragenen Dichtungen oder Musikstücken ohne Körperkontakt und in flatternde Gewänder mit Schleiern verhüllt nahezu ohne mimische Regung komplexe Choreographien frontal zum Publikum und konzentriert auf ebenso verwickelte wie weich fließende Bewegungen der Arme. Anders als beim klassischen oder modernen Ballett liegt das körperliche Zentrum der Bewegungen nicht im Bereich der unteren Wirbelsäule, sondern oberhalb der Brust am Schlüsselbein
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(Parr 1993). Die Grundlagen für die Bewegungen, Gebärden und Gewänder der TänzerInnen sind bei der Lauteurythmie in erster Linie die Laute der Sprache bzw. die Buchstaben des Alphabets: Die Vokale sind Ausdruck innerseelischen Geschehens, die Konsonanten Abbilder der äußeren Erscheinungswelt; weitere Differenzierungen ergeben sich u.a. aus den Arten lyrischen, epischen oder dramatischen Sprechens. Bei der Toneurythmie werden analog den unterschiedlichen Tönen, Intervallen, Rhythmen usw. jeweils verschiedene Formen der Bewegung und Bekleidung zugeordnet. Die Farbgebung des Lichtes, das die Tanzbewegungen auf der Bühne umspielt, richtet sich primär nach der seelischen Stimmung des rezitierten Textes oder dargebotenen Musikstücks.
Rudolf Steiner hat im Dezember 1912 den ersten Eurythmie-Kurs abgehalten; im darauffolgenden Sommer werden eurythmische Episoden in einem Mysteriendrama getanzt. Im Jahre 1919 kommt es zur ersten öffentlichen Eurythmieaufführung, und die Gründung der Ausbildungsstätte Eurythmeum erfolgt 1923 in Stuttgart. Bis heute begegnet man der Eurythmie als hochgradig artifizieller Form des spirituellen Tanzes fast ausschließlich innerhalb des Spektrums der anthroposophischen Bewegung.
Steiner hat zu einigen Hundert Dichtungen und Musikwerken die Eurythmie-Partituren geschaffen, welche ähnlich den choreographischen Aufzeichnungen im klassischen Ballett dem Eurythmisten als Grundlage der Ausgestaltung des jeweiligen Werkes dienen. Neben der dramatischen Eurythmie, deren sprachrezitative Begleitung vor allem von Marie von Sivers kultiviert worden ist, hat Steiner auch die pädagogische Eurythmie entwickelt, die in der später von ihm geleiteten Freien
zu einem obligatorischen Schulfach wird. Und mit der von ihm inspirierten anthroposophischen Medizin verbindet sich dann schließlich die auf die Anregung „gesundender“ physiologischer Prozesse im Körper gerichtete Heileurythmie.
Ebenfalls im Zusammenhang mit der Aufführung von Mysteriendramen ist die vielleicht spektakulärste künstlerische Gestaltungsidee Rudolf Steiners entstanden: die im Bau des Goetheanums in Dornach bei Basel kulminierende anthroposophische Architektur. Die Pläne für den Bau einer Spielstätte für Mysteriendramen und Eurythmiedarbietungen sowie eines kultisch-spirituellen Versammlungsortes für die Theosophische, später Anthroposophische Gesellschaft sind bei den jährlichen Münchener Theateraufführungen immer wieder diskutiert worden. Den Ausgangspunkt der Architektur Steiners bilden 1907 seine mythologisch inspirierten, rosenkreuzerisch symbolisierenden Saal- und Theaterausstattungen. Hieraus erwuchs 1912 die Planung eines tempelähnlichen Kultbaus mit einer doppelten Kuppel, der als „Johannesbau“ den Mittelpunkt eines von Theosophen bewohnten Neubauareals bilden sollte. Am 20. September 1913 wird der Grundstein für das zunächst „Johannesbau“ genannte Gebäude gelegt. Mit dem Baubeginn verlagert sich das Zentrum der anthroposophischen Bewegung von Berlin nach Dornach, wo – nach den kriegsbedingten Verzögerungen – auf einem Hügel weithin sichtbar der aus Holz errichtete und mit grünem norwegischem Schiefer gedeckte Doppelkuppelbau als „Goetheanum“ am 26. September 1919 eröffnet wird. Unter der von vierzehn Säulen getragenen und intensiv bemalten großen Kuppel fanden 900 Personen Platz, um den im lichtlosen kleinen Kuppelsaal vor zwölf Thronsitzen aufgeführten Dramen und Tänzen beizuwohnen, die von einer Orgel auf der Empore begleitet werden konnten.
Ein architektonischer Grundgedanke Steiners ist es, im Baukunstwerk die Gesetze des Makrokosmos zur Erscheinung zu bringen. Das schaffende Prinzip der Natur bzw. der Entwicklung der Welt sollen sich in den Formen entfalten und sich in den Farben offenbaren. Mit der Auffassung der Entwicklung als Metamorphose wählt Steiner Goethe zum Paten seines kosmisch-organischen Stils. Der nicht mehr rechteckig-mechanische, sondern gestalthaft-organische Grundriss des in Holz errichteten ersten Goetheanums orientiert sich am dreigliedrigen Aufbau der menschlichen Gestalt (Kopf, Herz und Hand); die Doppelkuppel symbolisiert dabei das Hin und Her von Sprechen und Zuhören, von Offenbaren und Erkennen. Im Goetheanum als einem Gesamtkunstwerk müssen auch alle Künste zusammenwirken, in denen der Mensch sein Wesen offenbaren kann: Das Architektonische und Plastische spricht das leibliche Befinden an, das Malerische die seelischen Empfindungen, Eurythmie und Sprache die Verbindung mit der geistigen Welt. „Der Bau wird Mensch“, so hat Steiner das Motto formuliert, das als Grundgedanke alle Ausformungen seiner Architektur bestimmen soll.
In der Silvesternacht 1922 wird das Goetheanum, der frühere Johannesbau, ein Opfer der Flammen; am Neujahrstag steht nur der Sockel aus Beton
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(zur unklaren Brandursache vgl. Zander 2007). Obwohl zutiefst niedergeschlagen, findet Steiner die Kraft zum Neuanfang und zu beachtenswerten baulichen Innovationen. Im Frühjahr 1924 entwirft er ein skizzenhaftes Modell für das zweite, wesentlich größere Goetheanum, das drei Jahre nach seinem Tod im Dezember 1928 im Wesentlichen fertig gestellt ist. Anders als das erste wird das neue Goetheanum nicht aus Holz, sondern in Beton errichtet; es ist nicht mehr durch die biomorphe Rundform des Jugendstils geprägt, sondern von einer kristallinen und kubischen Struktur, die an die Architektur des Expressionismus erinnert. Die kristallinen Bauformen und die Abkehr vom rechten Winkel sind seitdem Kennzeichen der anthroposophischen Architektur geworden, die bis heute „abgeschwächt“ in vielen Gebäuden von Waldorfschulen und geistesverwandten Einrichtungen entgegentritt.
Abbildung 1: Das zweite Goetheanum (Wladyslaw Sojka, www.sojka.photo, Wikipedia)
Als charismatischer Gründer der ganz allein auf ihn konzentrierten Anthroposophischen Gesellschaft entfaltet Steiner im letzten Jahrzehnt seines Lebens durch eine stupende Reise- und Vortragstätigkeit in ganz Europa das Programm für eine spirituelle Erneuerung des Lebens auf den Gebieten nicht nur der Kunst, sondern auch der Politik, der Erziehung, der Medizin, der Religion, der Landwirtschaft und der
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Die revolutionäre Stimmung im besiegten Deutschland der Jahre 1918/1919, als in den Großstädten nach der Abdankung des Kaisers die Arbeiter- und Soldatenräte für eine kurze Zeit das politische Geschehen bestimmen, bringt für Rudolf Steiner die Chance, mit seiner politischen Theorie der „Dreigliederung des sozialen Organismus“ einen dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus vorzuschlagen und selber zum dominanten politischen Akteur in einer politischen Bewegung zu werden. In seinem öffentlichen Aufruf „An das deutsche Volk und an die Kulturwelt“ im März 1919 erläutert er seine Idee: „Der soziale Organismus ist gegliedert wie der natürliche. Und wie der natürliche Organismus das Denken durch den Kopf und nicht durch die Lunge besorgen muss, so ist dem sozialen Organismus die Gliederung in Systeme notwendig, von denen keines die Aufgabe des anderen übernehmen kann, jedes aber unter Wahrung seiner Selbstständigkeit mit den anderen zusammenwirken muss“
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(Steiner 1919, zit. n. Kugler 1980, S. 183). Das kulturelle Leben soll gestaltet werden nach dem Grundsatz der individuellen Freiheit, das Wirtschaftsleben nach dem der sozial(istisch)en Brüderlichkeit und das Rechtsleben nach dem der demokratischen Gleichheit. Praktisch meint dies die strenge Begrenzung der Befugnisse des Zentralstaates (sowie der politischen Parteien und Gewerkschaften) und die Ausweitung genossenschaftlich-assoziativer Formen der Selbstverwaltung in den Bereichen von Wirtschaft, sozialer Sicherung,
und Kultur. Steiners Aufruf findet 196 prominente Unterzeichner, darunter berühmte deutsche Schriftsteller und Philosophen wie Hermann Hesse, Georg Kaiser, Hans Driesch und Paul Natorp. Der von Steiner inspirierte „Bund für die Dreigliederung des sozialen Organismus“ hat sein zentrales Aktionsfeld im südwestdeutschen Industrierevier rund um die württembergische Landeshauptstadt Stuttgart. Im Sommer 1919 versuchen Steiner und seine Anhänger hier vor allem die Arbeiterschaften und die Geschäftsführungen der mittleren und großen Betriebe für die genossenschaftlichen Vorstellungen zu gewinnen. Aber Steiners Dreigliederungsbewegung ist schon im Juli 1919 politisch am Ende. Die Arbeiter- und Soldatenräte lösen sich Ende Juni auf, und in Weimar verabschiedet die Nationalversammlung am 11. August 1919 die neue parlamentarisch-demokratische Verfassung. Steiner zieht sich aus der politischen Öffentlichkeit zurück und widmet sich der Gründung der ersten Freien Waldorfschule in Stuttgart als einzige Frucht der Dreigliederungsbewegung. Seine politischen Ideen finden späterhin Resonanz nur noch in anthroposophischen Kreisen in Form von genossenschaftlich geführten Mustereinrichtungen auf den Gebieten der Arzneimittelherstellung und des Krankenhauswesens. Rückblickend ist festzustellen, dass Steiner sein Dreigliederungskonzept nicht vor dem Hintergrund der modernen politischen Theorien entworfen hat. Seine Vorstellung vom dreigegliederten sozialen Organismus ist vielmehr naturalistisch und folgt ganz der Spur der theosophischen Mikrokosmos- bzw. Makro-Anthropos-Lehre. Dieser spirituell geschaute, geistesaristokratische Ansatz musste notwendigerweise in Spannung geraten mit einem parlamentarisch-demokratischen System, bei dem über konkurrierende Wahrheitsansprüche nicht weltanschauliche Führer, sondern politische Mehrheiten entscheiden.
In unmittelbaren Zusammenhang mit der Dreigliederungsbewegung erfolgt in Stuttgart die Gründung der Freien Waldorfschule als einer Einheitlichen Volks- und Höheren Schule für die Kinder der Arbeiter und Angestellten der „Waldorf-Astoria“-Zigarrenfabrik. Emil Molt, der Direktor des Unternehmens und seit 1906 Mitglied der Theosophischen bzw. Anthroposophischen Gesellschaft, legt die Planung und Leitung dieser wegweisenden ersten koedukativen Gesamtschule in Deutschland nach dem Beschluss seines Betriebsrats am 23. April 1919 in die Hände Rudolf Steiners. Dieser sieht nun die Möglichkeit, seine Gedanken über Erziehung zu präzisieren und zu realisieren, die er schon im Jahre 1907 in der kleinen Schrift: „Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkt der Geisteswissenschaft“
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(Steiner GA 34) veröffentlicht hatte und die bislang nur auf geringes Interesse gestoßen waren. Er versteht den Bildungsprozess des Menschen gleichsam platonisch zunächst als eine im strikten Nacheinander von je sieben Jahren erfolgende stufenförmige Aufwärtsbewegung: Zuerst bilden sich durch tätige Nachahmung die äußeren Sinne, dann durch nachbildende Phantasie die inneren Sinne und durch eigenes Denken die Kategorien des Verstandes, schließlich in der Selbstreflexion die universellen Ideen. Der Bildungsgang des Menschen stellt sich für Steiner aber nicht nur als ein aufsteigender Entfaltungsprozess der Naturkräfte dar, sondern zugleich – in der Perspektive der Reinkarnationslehre – parabelförmig als ein zunächst absteigender Prozess der Wiederverkörperung des Geistes. Wie in einer Abwärtsbewegung ergreift ein überzeitliches geistiges Ich seinen neuen Körper und gestaltet ihn – ebenfalls im Rhythmus von Jahrsiebten – gleichsam vom Kopf übers Herz bis zur Hand durch. Mit dem Beginn des dritten Jahrsiebts hat das geistige Ich so gesehen den gesamten Körper von Kopf bis Fuß ergriffen. Nach dieser Wiederverkörperung kann nun – wieder ansteigend – die Vergeistigung der Seele und der Gedankenwelt beginnen. Als die zentralen Aufgaben einer „geisteswissenschaftlich“ verstandenen Erziehung ergeben sich mithin die entwicklungsgemäße Pflege und Stärkung des physischen, psychischen und intellektuellen „Wachstums“ des Menschen und der harmonisierende Ausgleich der individuellen Einseitigkeiten von Temperament und Konstitution.
Die nun unversehens von Rudolf Steiner im Frühjahr 1919 konzipierte Freie Waldorfschule weist als selbstverwaltete koedukative Einheitsschule ohne Zensuren mit starken künstlerisch-praktischen Akzenten auf den ersten Blick frappierende Ähnlichkeiten mit dem neuen reformpädagogischen Schultyp der „Lebensgemeinschaftsschule“ auf, ist aber in fast allen Dimensionen ihrer
und Schulverfassung vom Geist der anthroposophischen Menschenkunde bestimmt. Waldorfschulen sind Ersatzschulen in freier Trägerschaft. Sie haben die Struktur einer koedukativen Gesamtschule, in der die Schüler ohne Zensuren und Versetzung in stabilen, leistungsheterogenen Jahrgangsklassen in der Regel vom ersten bis zum zwölften Schuljahr gemeinsam lernen. Statt der amtlichen Noten- oder Punktezeugnisse erstellen die Waldorflehrer bis zum 9. Schuljahr Schülercharakteristiken in freiem Wortlaut. Waldorfschulen arbeiten nach einem eigenen Lehrplan, der sich in erster Linie an der Entwicklung des Schülers orientieren soll. Die Schüler benutzen in der Waldorfschule keine fachspezifischen Lehrbücher; sie halten ihre Lernergebnisse in individuellen Epochenheften fest. Die tägliche Unterrichtszeit gliedert sich in den allmorgendlichen zweistündigen »Hauptunterricht«, in welchem jedes der traditionellen Hauptfächer nur ein- bis zweimal pro Jahr in »Epochen« von drei bis vier Wochen täglich gelehrt wird. Vom ersten bis zum achten Schuljahr der »Unterstufe« erteilt ein und derselbe Klassenlehrerden täglichen Hauptunterricht in ca. acht Fächern. Waldorfschulen streben eine Gleichgewichtung von kognitiven, musisch-künstlerischen, handwerklich-praktischen und sozialen Lernbereichen im Unterricht und im Schulleben an, was sich u.a. in Jahresarbeiten und Theateraufführungen der Schüler bekundet. An Waldorfschulen werden schon von der ersten Klasse an spielerisch zwei moderne Fremdsprachen gelehrt und mit möglichst allen Schülern ein Musikinstrument eingeübt. Ein nur an Waldorfschulen gelehrtes Fach ist Eurythmie. Die Waldorfschule versteht sich als christliche Schule; der Religionsunterricht wird sowohl in kirchlich-konfessioneller als auch in freier, an Steiners esoterischer Christenlehre orientierter Form erteilt. Waldorfschulen kennen – seit Steiners Tod – keinen Schulleiter bzw. keine Schulleiterin; sie verwalten sich kollegial in wöchentlichen Konferenzen selbst. Für die administrativen Aufgaben ist ein vom Schulverein eingestellter kaufmännischer Geschäftsführer zuständig.
Bis zum Ausbruch seiner schweren, todbringenden Krankheit nimmt Rudolf Steiner – stets von Dornach anreisend – an ca. 70 Lehrerkonferenzen
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(Steiner GA 300 1995) teil und leitet die Geschicke einer Schule, deren Schülerzahl in kurzer Zeit auf das Dreifache ansteigt. Im Rahmen der Stuttgarter Waldorfschule gründet Elisabeth Grunelius 1926 den ersten
. Bei Steiners Tod haben neben der Stuttgarter Mutterschule bereits fünf weitere Waldorfschulen ihre Pforten geöffnet – drei in Deutschland und je eine in den Niederlanden und in England. Schrittweise folgen dann bis heute viele weitere Schulgründungen in Europa und in Übersee. Im Jahre 2021 gibt es nach Angaben des Bundes der Freien Waldorfschulen weltweit ca. 1.214 Waldorfschulen und nach Informationen der internationalen Arbeitsgemeinschaft der Waldorfkindergärten weltweit 1.857 Waldorfkindergärten.
Nach der Konzeption der Waldorfpädagogik entwirft Steiner in den wenigen ihm noch verbleibenden Jahren weitere praktische Wege zu einer geisteswissenschaftlich erweiterten Medizin und Pharmazie, biologisch-dynamischen Landwirtschaft, kultisch erneuerten Christengemeinschaft und spirituell orientierten Heilpädagogik, welche noch heute – vielmehr gerade heute wieder – von vielen Menschen beschritten werden.
Im Frühjahr 1920 hält der medizinische Laie Rudolf Steiner in Dornach vor 33 akademisch ausgebildeten Ärzten den ersten Kurs mit zwanzig Vorträgen über Heilkunst, dem bis 1924 weitere folgen. Die ersten beiden Kurse, an die sich die Gründung zweier Kliniken in Arlesheim und Stuttgart anschließt, bilden mit der zusammen mit seiner Leibärztin Ita Wegman verfassten Schrift „Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst“
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(Steiner GA 27 1984) bis heute die theoretische Grundlage für die geisteswissenschaftlich erweiterte Medizin. Programmatisch stellt diese den Versuch dar, die empirisch-naturwissenschaftliche Universitätsmedizin durch eine „geistige“ Heilkunst zu ergänzen, die von einem „ganzheitlichen“ anthroposophischen Krankheitsverständnis aus vielfältige „alternative“ Heilverfahren und Behandlungsformen anbietet. Ein Fundament von Steiners medizinischer
ist die Lehre von den drei Gliedern des Organismus, genauer: von den drei Körpersystemen; das andere ist die Lehre von den vier Wesenstufen der Welt und den vier Leibern des Menschen. Das untere der drei Körpersysteme ist das Stoffwechsel-Gliedmaßen-System; es sorgt mit seinen aufbauenden Kräften für Bewegung ebenso wie für Verdauung und ist der Träger des Willenslebens. Das obere ist das Nerven-Sinnes-System; von Abbau-Prozessen bestimmt, ist es der Träger des Vorstellungslebens. Für den Ausgleich zwischen dem oberen und dem unteren Pol sorgt in der Körpermitte das in Atem, Herz und Kreislauf pulsierende rhythmische System; es ist der Träger des Gefühlslebens. Krankheiten entstehen für Steiner aus der Störung des Gleichgewichtes zwischen diesen drei Systemen, z.B. durch die einseitige Dominanz eines von ihnen. Anders als die „atomistische“ naturwissenschaftliche Medizin soll diese Dreigliederungslehre den anthroposophischen Arzt dazu befähigen, Krankheiten „ganzheitlich“ zu verstehen und zu lindern. Über diese triadische Sicht auf den menschlichen Körper und die Gleichgewichtsvorstellung von Gesundheit knüpft Steiner an die Lehre des Paracelsus von den drei Grundstoffen bzw. Lebensprinzipien Sal, Mercur und Sulfur an; durch die Korrelationen der Körperorgane mit Edelmetallen und den in ihnen wirksamen planetarischen Kräften führt der Weg zurück in die von der romantischen Medizin tradierte Gedankenwelt der vorneuzeitlichen Alchemie und Astrologie. Ein Spezifikum der von Steiner geisteswissenschaftlich erweiterten Medizin ist die Einbeziehung der theosophischen Grundgedanken von Reinkarnation und des Karma in die Anamnese der Krankheiten. Unter dieser Perspektive weisen Erkrankungen auf Geschehnisse in früheren Verkörperungen des geistigen Ich des Patienten hin. Der anthroposophische Mediziner soll bei der Behandlung deshalb immer auch eine nur übersinnlicher Erkenntnis zugängliche individuelle Sinndimension der Krankheit in Rechnung stellen. Steiner entwickelt für diese geisteswissenschaftlich individualisierende Heilkunst auch eine neuartige Pharmakologie, welche allerdings im Wesentlichen auf die von Samuel Hahnemann zu Beginn des 19. Jahrhunderts begründete Homöopathie zurückgreift. Sie geht aus vom Simile-Prinzip (similia similibus curentur), d.h. vom Grundsatz, dass eine Krankheit am ehesten durch eine kleine Dosis desjenigen Arzneimittels geheilt werden könne, welches bei seiner Verabreichung in großen Gaben bei Gesunden die Krankheitssymptome hervorruft, die der zu heilenden Erkrankung ähneln (z.B. die Behandlung des Schnupfens durch sehr geringe Mengen von Jod). Wie Hahnemann ist Steiner von einer im Wesen des Heilmittels wirkenden geistigen Kraft überzeugt, die man durch Verdünnung „potenzieren“ kann. Selbst – oder vielmehr gerade – der Verdünnung einer Substanz in zehnfacher Dezimalpotenz wird deshalb eine noch höhere Wirksamkeit zugesprochen.
Die herausragende Bedeutung, ja das tendenzielle Übergewicht der spirituellen Dimension in der „geisteswissenschaftlich erweiterten“ Medizin zeigt sich beispielsweise im Verständnis und in der Behandlung der Krebskrankheit. Sie „entsteht in der Auseinandersetzung des Menschen mit der Materie, seiner Gefährdung im Verlust seiner geistigen Bestimmung, im Verlust seiner Freiheit“
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(Fintelmann 1995, S. 211). Die maligne Geschwulstbildung resultiert – vereinfacht gesagt – aus der Verselbstständigung des Ätherleibs gegenüber den vordem Gestalt gebenden Kräften von Astralleib und Ich. Im Wachstum der bösartigen Zellen dominiert das chaotisch ausufernde ätherische Wachstumsgeschehen über die Kräfte der Formbildung. Eine somatische Heilung kann durch einen Gegenprozess erfolgen, in welchem „die Wucherungstendenz der Geschwulstbildung durch das stärkere Hineintreiben von aufbauender Ich-Tätigkeit mit der sie begleitenden Seele zur Rückbildung gebracht [wird]“ (ebd. 218). Das hierfür wirksamste Heilmittel, welches einst das Messer des Chirurgen ersetzen könne, sieht Steiner in der weißbeerigen Mistel (Viscum album). Denn im Wachstumsprozess dieser botanisch eigentümlichen Pflanze drückt sich für ihn eine innere Wesensverwandtschaft mit der Krebsgeschwulst aus. Als immergrüner Parasit gedeiht die Mistel ohne erdzugewandte Wurzeln in verschiedenen Wirtsbäumen unabhängig von den Lichtverhältnissen. Ihre Früchte reifen im Winter. Als eine außerhalb des normalen jahreszeitlichen Zyklus weder geo- noch phototrop wachsende Pflanze stellt sich die Mistel den ätherischen Kräften und damit auch der Geschwulstbildung entgegen. Durch ihre Heilsverwandtschaft mit dem Lichthaft-Geistigen kann sie den gestaltbildenden Geistkern des Menschen beim Kampf gegen das wuchernde Krebsgeschehen unterstützen. Anthroposophischen Mistelpräparate, welche die klinische Wirksamkeit der Misteltherapie bescheinigen, werden seit mehr als zwei Jahrzehnten erforscht und bis heute kontrovers diskutiert. Sie wird auch durch den Umstand erschwert, dass die anthroposophisch ergänzte Medizin zugleich eine Vielzahl weiterer therapeutischer Praktiken anbietet und dabei Methoden und Forschungen der Schulmedizin keineswegs aus dem Blick verliert.
Insgesamt gesehen stellt die von Steiner begründete geisteswissenschaftlich erweiterte Heilkunst eine Verbindung alternativer medizinischer und pharmazeutischer Traditionen dar, welche von einem anthroposophisch-spirituellen
zusammengehalten werden. Dabei bleibt die spezifische Gewichtung der naturwissenschaftlichen Schulmedizin, die ja eigentlich nur „erweitert“ werden soll, im Unklaren. In Steiners Vorträgen dominiert jedenfalls die „geistige“ über die „materialistische“ Heilkunst. Die Klärung dieses Verhältnisses stellt sich als Aufgabe auch für seine heutige Schülerschaft in den anthroposophischen Arztpraxen und Gemeinschaftskliniken sowie in der Arzneimittelherstellung der pharmazeutischen Unternehmen Weleda und Wala.
Im Mai des Jahres 1921 wenden sich ca. zwanzig junge, mehrheitlich evangelische Theologen an Steiner mit der Frage, ob und gegebenenfalls, wie das
durch Impulse der anthroposophischen Bewegung erneuert werden könne. In drei Theologenkursen entwirft Steiner für diesen Zuhörerkreis den Kult der Christengemeinschaft, die sich als eigenständige christliche Kirche aus dem Geist der Anthroposophie im September des Jahres 1922 konstituiert. Im Umfeld Steiners versammeln sich hier junge, z.T. in der Deutschen Jugendbewegung sozialisierte Menschen, die nach dem Ende des Ersten Weltkriegs neue spirituelle und gemeinschaftliche Formen der christlichen Religionsausübung suchen. Nach ihrem Studium eines historisch kritisch geschulten liberalen Protestantismus erfahren sie den evangelischen Predigtgottesdienst nur noch als eine emotionslose akademische Feier einsamer Seelen. In zeitgenössischer Parallele zu liturgischen Erneuerungsbewegungen innerhalb der Großkirchen
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(Ulbricht 1998) erschafft Rudolf Steiner mit der Christengemeinschaft eine Kirche, deren Zentrum nicht mehr die Verkündigung und Erklärung des heiligen Wortes der Bibel bildet, sondern das kollektive Erleben der „Menschenweihehandlung“. Steiner, der biographisch ja nur mit dem Katholizismus vertraut war, orientiert sich dabei auch ausschließlich an den sieben Sakramenten der katholischen Kirche und überarbeitet im anthroposophischen Geist seines „Fünften Evangeliums“ aus der Akasha-Chronik – der von ihm geschauten spirituellen Weltgeschichte – den Wortlaut der tridentinischen Liturgie und des tridentinischen Glaubensbekenntnisses. Er hatte im Übrigen zuvor mit der „Sonntagshandlung“ und der „Jugendfeier“ schon religiöse Riten für den anthroposophisch-freireligiösen Unterricht an der Stuttgarter Waldorfschule gestaltet. Steiner weiht am 16. September 1922 im Goetheanum den damals berühmten und angesehenen evangelischen Theologen Friedrich Rittelmeyer zum ersten Priester und „Erzoberlenker“ der Christengemeinschaft. Rittelmeyer vollzieht die erste Menschenweihehandlung und dazu die Weihe der anderen „Lenker“ und „Oberlenker“ der neuen Glaubensgemeinschaft. Die Gründung erfolgt hier also – wie in der Theosophischen und Anthroposophischen Gesellschaft – streng hierarchisch und geistesaristokratisch nach dem Grad der Initiation von oben nach unten, ebenso die Bildung der zukünftigen Zweige und Gemeinden.
Die Abgrenzung zwischen der Christengemeinschaft und der Anthroposophischen Gesellschaft ist bis heute für Außenstehende schwer ersichtlich, zumal viele Mitglieder beiden Bewegungen angehören. Steiner betrachtet sich nicht als Gründer der Christengemeinschaft, sondern nur als Mittler für ihren Kult. Für ihn steht die Anthroposophie über ihren „Filialen“, der wahre wissenschaftliche Weg zum Geistigen auch über dem der von anthroposophischen Inhalten inspirierten Religion. Der Christengemeinschaft gehören heute stabil etwa vierzigtausend Mitglieder an, davon die Hälfte in Deutschland. Obwohl der Grad ihrer Akzeptanz bei den christlichen Großkirchen gestiegen ist, bleiben strittige Punkte im interkonfessionellen Dialog bestehen, so vor allem die Frage nach dem Verhältnis von Steiners „fünftem“ zu den vier anderen Evangelien, die Bedeutung des eher pantheistischen Gottesbildes, die Rolle der Reinkarnationslehre und die Überzeugung von der Selbsterlösung der Gläubigen
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(Grom 1989).
In seinem „Landwirtschaftlichen Kursus“, den er auf Einladung des Grafen Carl Wilhelm von Keyserlingk mit mehr als einhundert Teilnehmern vom 7. bis 16. Juni 1924 auf dem Schlossgut Koberwitz in Schlesien durchführt, legt Steiner das Fundament für die biologisch-dynamische Landwirtschaft
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(Koepf und Plato 2001). In diametraler Entgegensetzung zur „materialistischen“ Agrarwissenschaft mit ihrem biochemischen Verständnis des Pflanzenwachstums und den daraus entwickelten mineralischen Düngestoffen gilt Steiners Interesse dem Nachweis, dass auch die Kräfte der übersinnlich-geistigen Welt auf die Pflanzenwelt einwirken und durch spezifische organische Wege der Düngung zu einer Gesundung des Bodens führen können. Für Steiner resultieren die in das Erdreich eindringenden und auf den Samen der Pflanze wirkenden kosmischen Kräfte aus je spezifischen planetarischen Konstellationen, welche der Landwirt bei der Bodenbearbeitung berücksichtigen soll. Der Boden stellt für Steiner ein Organ innerhalb des als individueller Organismus begriffenen landwirtschaftlichen Betriebs dar. Dieser Organismus bleibt nur dann „gesund“, wenn jedes der Organe – Boden, Pflanzen und Tiere – auf die anderen bezogen und alle drei füreinander dienlich sind. Als zentrales Element hebt Steiner die Düngung hervor, die keinesfalls durch chemisch hergestellte „tote“ mineralische Stoffe erfolgen soll, sondern in „lebendiger“ Form durch kompostierte Pflanzenreste oder die Ausscheidungen der im Hof gehaltenen Tiere. In die Aufbereitung und in den Einsatz organischer Dünger sollen die ätherischen, astralischen und geistigen Kräfte des Makrokosmos einbezogen werden. Im Rückgriff auf vergessene alte Bauernregeln schlägt Steiner beispielsweise vor, natürliche Bodenstoffe in Kuhhörnern über die Jahreswende zu vergraben, damit sie von den jahreszeitlichen Kräften des Winters geistig durchdrungen werden können. Im Frühjahr können diese Düngestoffe – wie in der homöopathischen Medizin – in hoch potenzierten Verdünnungen dann ihre Wirkung umso stärker entfalten.
Die Steinersche Initiative zur Begründung einer biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise bleibt durch ihre anthroposophisch-spirituelle Ausrichtung singulär. Sie sollte mit der Kritik an der Überdüngung der Böden durch industrielle Düngemittel und an einer monokulturellen und technisierten Ausbeutung der Agrarflächen aber zugleich im Kontext der zeitgenössischen landwirtschaftlichen Alternativbewegungen gesehen werden, z.B. der Grünlandbewegung und der Bodenreform
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(Zander 2007). Bald nach Steiners Tod schließen sich die anthroposophischen Landwirte zum Demeter-Bund zusammen. In Deutschland gab es um die Jahrtausendwende ca. 1350, weltweit 3500 Demeter-Betriebe, darunter die Sekem-Farmen in Ägypten, die im Jahre 2003 mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurden. Eine in diesem Rahmen entstandene Neuentwicklung auf der Grundlage der Lehre Steiners stellen die „Landwirtschaftsgemeinschaften“ dar. Sie zeichnen sich aus durch die Merkmale der gemeinnützigen Trägerschaft, der ökologischen Nachhaltigkeit, des Direkt-Verkaufs ab Hof und der Einbeziehung einer größeren Zahl von Menschen, die auf demselben Gelände in assoziierten Initiativen der Behindertenarbeit, der Sozial- und
tätig sind
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(Koepf und Plato 2001).
Auf der Rückreise von Schlesien nach Stuttgart besucht Rudolf Steiner das von seinen Anhängern Siegfried Pickert, Franz Löffler und Albrecht Strohschein wenige Monate zuvor übernommene ehemalige Ausflugslokal Haus Lauenstein, ein heilpädagogisches Heim für entwicklungsbeeinträchtigte Kinder in Jena. Er untersucht die ihm vorgestellten Kinder und gibt Hinweise für deren Behandlung. Gleich im Anschluss daran hält er – wie den drei Gründern in Jena versprochen – in der Zeit vom 25. Juni bis zum 7. Juli 1924 in Dornach vor 21 ausgewählten Ärzten und Pädagogen die zwölf Vorträge seines „Heilpädagogischen Kurses“, die bis heute als die Grundlage der anthroposophischen Heilpädagogik gelten. Deren Praxis ist aus zwei verschiedenen Strömungen hervorgegangen, einer schulpädagogischen und einer medizinischen. In der seit 1919 in Stuttgart bestehenden ersten Freien Waldorfschule waren schon bald die stark lernbehinderten und in ihrer Entwicklung zurückgebliebenen Schüler in einer Sonderklasse von dem Pädagogen Karl Schubert betreut worden. Und im Jahre 1923 hatte in Arlesheim bei Dornach die Ärztin Ita Wegman auf Bitten der Eltern entwicklungsgestörte Kinder in ihr Klinisch-Therapeutisches Institut aufgenommen. Auf dem Lauenstein findet nun eine Integration dieser beiden Strömungen und Ansätze statt. Neben den Pädagogen gehören auch Therapeuten und Ärzte dem Kollegium eines anthroposophischen Heimes an; und ebenso eigentümlich bleibt bis in die Gegenwart hinein der integrative Ansatz, Kinder mit unterschiedlichsten geistigen, körperlichen und sozial bedingten Behinderungen gemeinsam zu unterrichten und zu erziehen. Die im „Heil- und Erziehungsinstitut für seelenpflegebedürftige Kinder Lauenstein“ begonnene Initiative verbreitet sich nach dem Kurs Steiners innerhalb nur weniger Jahre in rascher Folge über ganz Deutschland und führt zur Gründung weiterer heilpädagogischer Heime, Schulen und Dorfgemeinschaften in der Schweiz, England, Holland, Finnland und Island. Im Jahre 2014 gibt es in Deutschland circa 250 und weltweit insgesamt 650 solcher heilpädagogischen Einrichtungen. Die Verwendung des Begriffs „seelenpflegebedürftig“ anstelle von „geistig behindert“ signalisiert ein anderes, nämlich spirituelles Verständnis von
und heilender Erziehung. Behinderungen werden von Steiner nur als Mängel in der leiblichen Wesensschicht des Menschen aufgefasst, die durch eine besonders starke Vereinseitigung in der Entwicklung der Person zustande kommen. Der geistige Wesenskern ist bei einem behinderten Kind ebenso unversehrt wie bei jedem anderen Menschen. Das Leben mit einer Behinderung ist auch nur eine Etappe in einer Kette bereits durchlaufener und noch bevorstehender gesunder Reinkarnationen. In jeder Inkarnation wird die im vorhergehenden Lebenslauf angebahnte Entwicklung fortgesetzt und die bisherige Tatenfolge aufgearbeitet. Gleichzeitig werden Weichen für den Verlauf des Schicksals im nächsten Erdenleben gestellt. Der Heilpädagoge, der die Seele eines hirnorganisch geschädigten Kindes durch die Harmonisierung seiner Wesensglieder pflegt, verbessert schon in diesem Erdenleben die Aussichten auf ein gesundes Leben in der nachfolgenden Existenz
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(Ullrich 2015).
Der Stand der Forschung zu Leben und Werk Rudolf Steiners bleibt bis heute unübersichtlich und vielfach unzulänglich. Die Gründe dafür liegen erstens in der textlichen Beschaffenheit des Steinerschen Werkes, zweitens im überwiegend apologetischen Charakter der sich darauf beziehenden anthroposophischen Literatur und drittens in der bislang größtenteils polemischen Art der kritischen Auseinandersetzung mit der Gedankenwelt Steiners.
Die bislang nur in deutscher Sprache vollständig publizierte Gesamtausgabe der Werke Steiners ist inhaltlich so vielfältig und in ihrer Breite so unüberschaubar, dass es sich gleichsam gegen eine Gesamtdarstellung oder sogar -beurteilung sperrt. Dazu kommt, dass die Sprache, die Gedankenwelt und die Argumentationsformen Steiners auf viele LeserInnen fremdartig wirken müssen. Einem wissenschaftlichen Diskurs scheinen die Werke Steiners auch schon wegen ihrer esoterischen Züge Hindernisse in den Weg zu stellen. Die von Christian Clement seit 2013 herausgegebene Kritische Ausgabe von Grundschriften Steiners
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(Steiner 2013) hat hier allerdings die Lage entschieden verbessert.
Die Unübersichtlichkeit des Forschungsstandes verschärft sich eher noch durch den Umfang der sich auf das Steinersche Werk beziehenden anthroposophischen Literatur aus dem nicht mehr nur deutschsprachigen, sondern international gewordenen Kreis der Anhängerschaft Steiners. Hier findet man allerdings kaum systematisch fundierte Deutungen, sondern hauptsächlich Versuche einer thematisch fokussierenden Paraphrase und erläuternden Strukturierung der Gedankenwelt Steiners durch AutorInnen, bei denen das Verständnis der Sache mit dem Einverständnis affirmativ zusammenfällt.
Eine größere Gruppe allgemeiner Darstellungen beschäftigt sich vorwiegend mit der Biographie Rudolf Steiners oder wählt einen biographischen Zugang zu seinem Werk
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(Lindenberg 1997). Das Grundproblem all dieser anthroposophischen Biographien liegt in der unkritischen Orientierung an Steiners Autobiographie, die ohne Distanz als Grundlage der Darstellung übernommen wird. Dabei wird vor allem die Frage nach möglichen Brüchen und Umorientierungen im Lebensgang Steiners zugunsten der angeblichen Kontinuität und Einheitlichkeit seines Lebenswerkes verdrängt, ausgeklammert oder harmonisiert. Eine zweite Gruppe der anthroposophischen Steiner-Rezeption bilden die Arbeiten, welche ausgewählte Schriften Steiners unter thematischen Gesichtspunkten strukturieren und übersichtlich erschließen, z.B. im Hinblick auf sein Menschenbild, seine Naturauffassung, sein Christusverständnis oder seinen Erkenntnisweg. Neben diesen vorwiegend paraphrasierend verfahrenden allgemeinen Darstellungen der Anthroposophie stehen Arbeiten, welche die Tätigkeitsfelder der anthroposophischen Bewegung – von der Pädagogik über die Medizin bis zur Landwirtschaft – beschreiben und dazu deren weltanschauliche Grundlage entfalten. Auch diese Darstellungen sind im Wesentlichen aus dem Geist der Verehrung geschrieben, applizieren die Gedanken Steiners allerdings häufig durchaus selbstständig auf die Handlungsanforderungen in konkreten Praxisbereichen der Gegenwart. Als weitere Gruppe sind die noch seltenen einzelwissenschaftlich orientierten Arbeiten zu nennen, in welchen im Rahmen der anthroposophischen Steiner-Rezeption die erkenntnistheoretischen, anthropologischen oder pädagogischen Auffassungen Steiners nicht nur immanent, sondern im Kontrast bzw. als Ergänzung zu Theorien und Ergebnissen gegenwärtiger „normalwissenschaftlicher“ Forschung diskutiert werden
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(Schieren 2016).
Ein wesentlicher Grund für die besonderen Schwierigkeiten bei der Rezeption der Anthroposophie liegt in der sich nahezu unvermeidlich ergebenden Spaltung der Rezipienten in bedingungslose AnhängerInnen und polemische KritikerInnen. Sowohl die anthroposophische Würdigung Steiners als auch die nichtanthroposophische Kritik kranken an einem Übermaß von Betroffenheit und Parteinahme. Dieses erstaunliche Phänomen manifestiert sich schon zu Lebzeiten Steiners und dauert ungebrochen fort. Es scheint fast unmöglich zu sein, sich mit der Anthroposophie in einer fairen und distanzierten Weise wissenschaftlich auseinanderzusetzen. Steiners Gedanken polarisieren; sie provozieren engagierte und enthusiastische Identifikation ebenso wie heftige Abwehr und Polemik – vielleicht, weil es dabei nicht nur um eine spezifische Theorie über den Menschen oder soziale Praxis geht, sondern um Antworten auf die „letzten Fragen“ nach dem Grund und dem Sinn des Lebens. „Kritikerliteratur“ im Rezeptionsprozess der Anthroposophie beginnt im deutschsprachigen Raum schon in den letzten Lebensjahren Steiners und setzt sich fort bis heute
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(die Übersicht über die ersten Kritiker bei Ullrich 1991).
Im Folgenden sollen in exemplarischer Absicht die für die theoretische Auseinandersetzung mit der Anthroposophie bis heute typischen Rezeptionswege dargestellt und ihre wichtigsten Erkenntnisse referiert werden: die philosophisch-systematische Kritik der Grundlagen der Steinerschen Weltanschauung, die symboltheoretische Analyse ihrer Denkform sowie die ideengeschichtlichen Einordnungen ihres Erkenntnisinteresses.
Vertreter eines an der Erkenntniskritik Kants geschulten Philosophierens
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(Schneider 1992; Prange 2000) gelangen bei der kritischen Überprüfung der Prämissen des Steinerschen Denkens zu dem Ergebnis, dass Steiner bei der Begründung seiner Erkenntnistheorie aufgrund eines fundamentalen psychologistischen Missverständnisses der von Kant gezogenen Erkenntnisgrenzen auf eine vorkritische und naiv-realistische Position zurückfällt. Indem er das Denken zum vermeintlich objektiven Spiegel des Seins verklärt, billigt Steiner dem Menschen ohne philosophischen Nachweis eine letztlich unbegrenzte Erkenntnismöglichkeit zu, mit welcher er die übergeschichtlichen Wahrheiten und ewigen Ideen intellektuell erfassen kann. Die kritische Frage nach den durch die menschliche Konstitution gegebenen Grenzen des Erkennens, die mit der Form der sinnlichen Anschauung und den Kategorien des Verstandes gesetzt sind, lässt Steiner ebenso wenig gelten wie diejenige nach der Geschichtlichkeit des menschlichen Selbstverständnisses. Während Kant aus der Analyse der Bedingungen menschlichen Erkennens die Unmöglichkeit eines wissenschaftlichen Beweises von Gott, Seele und Freiheit zwingend darlegt, ergibt sich aus der Steinerschen Prämisse, dass das Denken prinzipiell das Absolute in der Form einer Wesenserkenntnis erschauen kann, da der menschliche Verstand selber göttlichen Wesens sein muss. Eine grenzenlose Erkenntnistheorie muss auch zu einem maßlosen Begriff der menschlichen Existenz führen. Dieser zeigt sich schon in Steiners dualistischem Menschenbild, in welchem er die endliche physische Natur des Individuums als Trägerin einer ewigen, unendlichen seelisch-geistigen Wesenheit darstellt.
Die
der Anthroposophie entwirft Steiner in seinen Frühschriften als „ethischen Individualismus“, d.h. als das Handeln eines sich selbst gewissen Individuums, das im reinen Denken des Weltganzen die Quelle seiner Moralität zu finden sucht. Im Hauptwerk Steiners dominiert dann die Ethik des dem Karma unterworfenen Menschen, der sich auf der höchsten Stufe der Erkenntnis mit dem Weltenplan bzw. der kosmischen Evolution vereinigt. Wie in seiner Erkenntnistheorie und Anthropologie bestimmt Steiners Glaube an die in aller Individualität sich zeigende Idealität und Göttlichkeit des Menschen grundlegend auch sein ethisches Denken – in je verschiedener Form in seinem Frühwerk wie in seinem Hauptwerk. Hier geht er von der Voraussetzung aus, dass der Mensch bei seiner Geburt die Verbindung eines ewigen geistigen Wesens mit einem endlichen physischen Körper ist und dass der Tod nur das Ende des letzteren bedeutet. Für das geistige „Ich“ stellt der Tod keine Grenze dar, sondern nur eine Unterbrechung seines Bildungsprozesses, den es in den folgenden Inkarnationen fortsetzt. Dabei wirken durch das „Gesetz des Schicksals“ (Karma) die Taten des vorhergehenden Lebens bestimmend auf das Handeln in der künftigen Existenz. Die Möglichkeit der menschlichen Freiheit ist durch zwei Gegebenheiten beeinträchtigt. Zum einen ist die gegenwärtige Existenz, die der einzelne durchlebt, in ihren Bedingungen durch das Schicksal in vorhergehenden Erdenleben schon bestimmt; ein Lebensplan ist schon vorgezeichnet, auf den der einzelne nur noch zu reagieren hat. Zum anderen ist auch der Mensch, wenn er geboren wird, sich selbst schon vorgegeben als ein Ich, welches aus unendlichen Zeiträumen kommend, eine sich selbst unbewusste Vergangenheit und Zukunft in sich trägt. Der Mensch lebt nach Steiner also in zwei Zeiten, der ihm verfügbaren endlichen Lebenszeit und der ihm unverfügbaren ewigen Überzeit zwischen den Verkörperungen. Und durch das Schicksalsgesetz ergibt sich, dass den einzelnen die Wirkungen seiner Taten nicht mehr in seiner jetzigen Existenzform treffen, sondern in einem ihm noch unvorstellbaren künftigen Leben. Streng genommen kann sich also der Mensch hier und jetzt gar nicht selbst bestimmen, weil es durch sein Eingespanntsein in vergangenes und künftiges Karma keine unmittelbare Rückwirkung seines Handelns auf ihn selber geben kann. „Frei“ ist er nur in dem Maße, als er sich Erkenntnis über den Weltzusammenhang erworben hat, in dem er steht. Es bleibt ihm keine andere Wahl als in Übereinstimmung mit dem Weltenplan zu handeln, welchen er bestenfalls durch Erkenntnis verstehen kann. Wenn der Mensch nur die Wahl hat, die ihm gegebenen Gesetze des Weltenplans zu erfüllen oder diese sich gegen seinen Willen erfüllen zu lassen, dann schwindet der Unterschied zwischen Freiheit und Notwendigkeit. Wie schon in seinem Frühwerk bestimmt er den Menschen ohne Grenze der Erkenntnis, ohne Grenze seiner Existenz und ohne Möglichkeit der Freiheit
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(Schneider 1992).
Ein zweiter Rezeptionsweg der Anthroposophie, der bereits in den letzten Lebensjahren Steiners eröffnet und bis heute weiter beschritten wird, ist die Auseinandersetzung mit dem Wissenschaftscharakter der Anthroposophie, insbesondere die Analyse ihrer spezifischen Denkformen. Rudolf Steiner hat stets die Auffassung vertreten, dass seine Erschließung der übersinnlichen Welt den Anspruch der Wissenschaftlichkeit erfüllt, weil sie in ihrer methodischen Strenge den Naturwissenschaften nicht nachstehe.
Eine in die Tiefe gehende wissenschaftsgeschichtliche Analyse der Entwicklungs- und Temperamentenlehre – zweier Hauptpfeiler von Steiners Anthropologie – ergibt indes, dass diese konzeptionell und empirisch heute keine wissenschaftliche Geltung beanspruchen können
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(Ullrich 2015). Unter dem Anspruch der spirituellen Erweiterung der wissenschaftlichen Menschenforschung schlägt Steiner hier die Bahn zurück zu einer vorwissenschaftlichen Lebensalters- und Temperamentenlehre, die mit ihrem Siebener- bzw. Viererschema die seelische Entwicklung und Konstitution des Individuums weniger zu beschreiben als vielmehr vorzuschreiben beabsichtigt.
Unter dem Anspruch, die spezialisierte normalwissenschaftliche Menschenforschung durch eine „geisteswissenschaftliche“, ganzheitlich-intuitive Erkenntnis zu erweitern, hält die Schülerschaft Steiners bis heute an der alteuropäischen Jahrsiebtenlehre und am hippokratisch-galenischen Viererschema der Temperamente fest. Damit überschreitet sie aber keineswegs das begrifflich-abstrakte Denken und die empirisch-quantitative Erkenntnisform der neuzeitlichen Wissenschaft, sie begibt sich vielmehr in die bildhaft-analogisierenden Denkweisen des Mythos zurück und tradiert so ein von der Gemeinschaft der Wissenschaftler längst verabschiedetes antiquiertes Wissen.
Bei einer ersten groben Analyse der von Steiner gebrauchten Denkformen ergibt sich, dass weite Teile seines kosmologischen und anthropologischen Systems beherrscht sind vom Gedanken der architektonischen Schichtung bzw. Stufung und vom Grundsatz der gegenseitigen Entsprechung. Dementsprechend postuliert Steiner dort kausale Zusammenhänge, wo sich nur scheinbare gedankliche Ähnlichkeiten nahelegen lassen. Was erst bewiesen werden müsste, wird unbefangen vorausgesetzt. Der Architektonik der Analogien kommt der uralte Gedanke des Mikrokosmos sehr entgegen. Da sich in der Ordnung des Kosmos alles entspricht und sich in jedem Wesen das Abbild kosmischer Prozesse ausdrückt, kann auch das Temperament und der Entwicklungsgang eines Menschen nach Steiner nur dann wahrhaft begriffen werden, wenn in ihm das Abbild umfassender Weltenvorgänge wiedererkannt wird. Der Schlüssel für die Möglichkeit dieser Ausdeutung liegt in der Zahlensymbolik, im uralt-sakralen Schema der Drei-, Vier- und Siebenzahl. Die Zahlensymbolik leistet für Steiner zweierlei: Sie gibt seiner Systematik zunächst das Gepräge des wissenschaftlich Berechenbaren, andererseits wahrt sie in der Tradition der heiligen Zahlen aber auch den Schleier vor dem Geheimnis. Ein weiteres Denkwerkzeug Steiners, das dazu dient, die mannigfachen zahlensymbolischen Korrespondenzen zu begründen, ist die sich durch die Verdinglichung des Immateriellen ergebende Stufung der vier „Wesenheiten“ bzw. der drei Glieder des Organismus. Sie steht einerseits im Gefolge der Theosophie und der spekulativen Naturphilosophie, andererseits in der Tradition der platonischen Seelenlehre. Einer modernen wissenschaftlichen Erkenntnis ist eine solche Substantialisierung fremd; derartige Einteilungen können allenfalls als tentative Denkmodelle dienen.
Durch die Verlagerung der „wahren Erkenntnis“ ins Übersinnliche und ihre Bindung an das Absolvieren eines meditativen Schulungsweges verleiht Steiner seinen Aussagen, denen er den Status überzeitlich geltender Wahrheiten zuspricht, faktisch die völlige Unantastbarkeit. Die Ergebnisse seiner „Geheimwissenschaft“ sollen durch ihren kosmologischen und anthropologischen Systemcharakter für alle einzelwissenschaftliche Forschung grundlegend sein. Gleich den ewigen Weisheiten der Esoterik, mit denen sie ja größtenteils verwandt sind, stehen sie ein für allemal unverrückbar fest; Zweifel und öffentliche Kritik daran zu üben, wird von Steiners Schülerschaft nach wie vor verpönt. Diese Kennzeichen der anthroposophischen Geisteswissenschaft haben mit moderner Wissenschaftlichkeit wenig gemein.
Die eigentümliche Struktur des Steinerschen Denkens bezüglich Kausalität, Substanz, Raum, Zeit, Zahl, Person und Existenz lässt sich im Lichte von Ernst Cassirers Philosophie der symbolischen Formen systematisch als Denk- und Anschauungsform des mythischen Bewusstseins erfassen
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(Cassirer 1977).
In der Anthroposophie Rudolf Steiners begegnen wir heute also dem altbekannten Antlitz einer mythischen Weltauffassung wieder. Ideengeschichtlich gesehen erscheint die „Geisteswissenschaft“ Steiners als ein Versuch der Rehabilitierung mythischer Denkformen inmitten einer verwissenschaftlichten und säkularisierten Zivilisation.
In seiner „Geheim- bzw. Geisteswissenschaft“ versucht Steiner in der Spur der Romantiker den Intellekt intellektuell zu überschreiten, um das „Überbewusste, Wesenhafte, Kosmische“ wieder zum Sprechen zu bringen. Wenn es zutrifft, dass dieses gnostische Mythenverlangen das zentrale Anliegen der Anthroposophie ausmacht, dann bedeutet dies, dass in der Kontroverse zwischen „Normalwissenschaft“ und Steinerscher „Geisteswissenschaft“ grundlegend verschiedene Formen des Wissens mit unterschiedlichen Erkenntnisinteressen aufeinandertreffen. Die Anthroposophie wendet sich an das allgemeine menschliche Verlangen nach tieferer Erkenntnis über das Woher und Wohin und Wozu unseres Lebens. Ein solches Verlangen verspricht sich von seiner Erfüllung eine Sinngebung der eigenen menschlichen Existenz. Hier ist der Weg der Erkenntnis ein Heilsweg, das erlangte Wissen ein Heilswissen. Dieses Erkenntnisinteresse muss deutlich von dem naturwissenschaftlichen Erkenntnisweg unterschieden werden. Denn auf diesem fragt der Mensch nach den Ursachen gegebener Erscheinungen und Prozesse, um sie durch sein Herrschafts- bzw. Leistungswissen technisch kontrollieren und verändern zu können. Das anthroposophische Interesse an tieferer Erkenntnis reicht viel weiter und fragt gerade nach dem, was außerhalb des Blickfeldes der wissenschaftlich-rationalen Fragestellung liegt. Es verlangt Aufschlüsse über die Geheimnisse, die hinter der Welt der Dinge liegen und die kein natur- und kulturwissenschaftliches Forschen je in den Blick bekommen kann und darf, wenn es seinem Erkenntnisanspruch auf Allgemeingültigkeit bzw. Objektivität gerecht werden will. Es geht Steiner um übersinnliche Erkenntnis bzw. um die Erkenntnis einer übersinnlichen Welt, mit welcher er in eine persönliche Beziehung einzutreten versucht. Es geht ihm um mehr als nur um Wissen und Verstehen; er sucht Antwort auf die existenziellen Grundfragen: wer sind wir? woher kommen wir? wohin gehen wir? Im Traditionsstrom der Gnosis stehend, unterscheidet sich die Anthroposophie von Wissenschaft und Philosophie dadurch, dass sie ein Wissen anstrebt, das nicht nur Sachwissen, sondern zugleich Erlösungswissen ist. Hierin ähnelt es der Mystik, die eine Erkenntnis von Einheit und Ganzheit anstrebt, welche im Gegensatz zum systematischen Philosophieren stärker den Erfahrungscharakter der Vereinigung mit dem Göttlichen bzw. Geistigen betont. In der Mystik konvergieren Philosophie und Religion im Erlebnis von Einheit und Ganzheit. Wie Mystik und Gnosis unterscheidet sich die Anthroposophie vom Objektivismus der positiven Wissenschaften durch die Überzeugung, dass das wahre Wissen dem menschlichen Selbst nicht äußerlich sein kann, sondern dieses im Innersten seiner Person ergreift und verändert. Voraussetzung dieser Erkenntnismöglichkeit ist in der anthroposophischen Gnosis die Glaubensgewissheit von der Wesensverwandtschaft des menschlichen mit dem kosmischen Geist – ähnlich wie in der christlichen Gnosis und Mystik die Wesensverwandtschaft der Seele mit Gott im Zentrum der Glaubensüberzeugung steht. Die axiomatische Grunderkenntnis der Anthroposophie ist ihr Wissen um die Entfremdung des gegenwärtigen Menschen von der geistigen Welt, um seine Verfallenheit an die dunklen Mächte des Materialismus und an eine nur noch kalt berechnende Rationalität. Das tragische und auch schuldhafte Verhängnis des gegenwärtigen Menschen ist seine Erblindung für die Transparenz der Dinge und auch für die Transparenz des eigenen Selbst im Lichte des Geistes, der den Kosmos durchwaltet. In den Schauungen der höheren Welten weist Steiner seinen Geistesschülern den Weg zur Wiedervereinigung mit dem Geist. Ganz von selbst ist damit auch die Grundlinie einer Ethik gegeben, die auf ein Leben in Geisterfülltheit, in Harmonie mit sich selbst und dem Kosmos zielt. Wichtig für das Beschreiten dieses Heilsweges ist die Erkenntnis der symbolischen Bedeutung Jesu Christi als Mittler der geistigen Kräfte, die allein den Menschen von seiner Verfallenheit an die ahrimanischen und luziferischen Mächte erlösen können. Dabei wird Christus nicht als einmalige geschichtliche Person aufgefasst, sondern als auserwählter Träger einer geistigen Substanz, der am tiefsten Punkt des Niedergangs den Prozess der Wiedervereinigung der Menschheit mit dem Geist wie ein Katalysator in Gang setzt und erfüllt. Die Anthroposophie ist – wie alle Gnosis – dynamisierte und narrative Metaphysik. Sie gestaltet das gnostische Schema von Ursprung, Fall und Erlösung aus mit Elementen der philosophischen Reflexion, der überlieferten Mythologie und des historischen Berichts. Als modernisierte, neu interpretierte Form der Gnosis
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(Harbsmeier 1957) schreitet sie als ein zugleich denkender und glaubender Zugang zum Begreifen der Gesamtwirklichkeit über die von der neuzeitlichen Philosophie gezogenen Grenzen des Denkens hinweg.
Rudolf Steiners Angaben aus dem von ihm auf der höchsten Stufe der übersinnlichen Erkenntnis in der Akasha-Chronik geschauten „fünften Evangelium“ über den „kosmischen Christus“ werden viele konfessionell gebundene Christus eher als eine befremdliche Umdeutung empfinden. Denn dadurch wird für sie die absolute Stellung Gottes als Schöpfer, die personale Verantwortlichkeit des endlichen und erlösungsbedürftigen Menschen sowie die Einmaligkeit der biblisch bezeugten Offenbarung Gottes in Jesus von Nazareth verfehlt. Während die kirchliche Tradition des Christentums Gott und Welt strikt unterscheidet, wird durch die Anthroposophie die Göttlichkeit des Menschen und des Kosmos gelehrt. Schon allein dadurch gehört Steiners Lehre zum großen Reich der Esoterik, zur Vielzahl der abendländischen Lehren, die über spirituelle Formen der Erkenntnis zu einer verborgenen inneren geistigen Welt vordringen wollen. Für den Religionshistoriker und Esoterikforscher Antoine Faivre stellt die Anthroposophie einen der vielen epochalspezifischen Flüsse esoterischen Wissens dar – neben den drei epochenübergreifenden großen Strömen der Alchemie, Astrologie und Magie
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(Faivre 2001), deren mächtigste Quelle die neuplatonische Philosophie darstellt. Als weitere „Flüsse“ bzw. Repräsentanten der Esoterik nennt Faivre unter anderen Paracelsus, das Freimaurertum, die Rosenkreuzer, die christliche Theosophie Jakob Böhmes, die Romantische Naturphilosophie (hierzu rechnet er auch Goethe), den Okkultismus und die Theosophische Gesellschaft, deren deutsche Sektion bekanntlich über mehr als ein Jahrzehnt von Rudolf Steiner geleitet wurde.
Die größte Gemeinsamkeit all dieser Lehren bestimmt Faivre nicht inhaltlich; er sieht sie vielmehr „phänomenologisch“ in einer esoterischen Denkweise, die durch sechs Komponenten bestimmt wird, vier grundlegende und zwei sekundäre. Durch diese lässt sie sich von anderen Denkweisen, z.B. der wissenschaftlichen, der mystischen, der theologischen und der utopischen unterscheiden. Die vier elementaren Komponenten sind:
1. Die Entsprechungen: Zwischen allen Teilen der sichtbaren und der unsichtbaren übersinnlichen Welt existieren reale und symbolische Entsprechungen bzw. Wesensverwandtschaften.
2. Die belebte und beseelte Natur: Die Welt ist eine hierarchisch gestufte Daseinsordnung, in der die Natur eine entscheidende Stellung einnimmt. Die Natur wird in all ihren Bereichen als lebendig erfahren und erkannt.
3. Imagination und Mediation: Die Imagination oder Einbildungskraft ist nicht schon jedem Einzelnen gegeben; sie ist vielmehr „eine Art Seelenorgan, mit dessen Hilfe der Mensch eine kognitive und visionäre Verbindung zu einer Zwischenwelt, einem Mesokosmos herzustellen vermag.“ Zur Schulung der Imagination dienen dem Esoteriker Mittler im Sinne von Initiatoren und Gurus – geistige Führergestalten wie Rudolf Steiner eben.
4. Die Erfahrung der Transmutation: Transmutation bedeutete in der
die Verwandlung eines Elements der Natur in höherwertiges anderes, z.B. die Verwandlung von Eisen in Gold. Dieses Prinzip wird in der Esoterik auch allgemein auf den Menschen angewendet und steht dann für die sogenannte „zweite Geburt“ oder die Wandlung zum „wahren Menschen“ im Verlauf eines spirituellen Heilswegs.
5. Die Konkordanzbildung: Damit ist die Tendenz gemeint, einen gemeinsamen Nenner zwischen zwei oder mehr esoterischen Traditionen zu finden, um der Erleuchtung eine größere Bedeutung zu verleihen. Dies geschieht in der Anthroposophie z.B. durch die Verbindung der abendländisch mystischen Tradition mit den fernöstlichen Weisheitslehren.
6. Die Transmission: Damit ist gemeint, „dass eine esoterische Lehre auf einem von vornherein vorgezeichneten Weg und unter Einhaltung bestimmter vorgeschriebener Stadien vom Meister an den Schüler weitergegeben werden kann oder muss. Die ‚zweite Geburt‘ ist ohne diese Übermittlung nicht zu erlangen“
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(ebd.). In der Anthroposophie erfolgt die Transmission der Erkenntnis der „höheren Welten“ über den von Rudolf Steiner penibel vorstrukturierten Schulungsweg.
Als Ergebnis des ausführlich referierten philosophisch-kritischen sowie ideen- und religionshistorischen Diskurses über das Werk Rudolf Steiners ist festzuhalten: Die Denkform der anthroposophischen Geisteswissenschaft wird in der akademischen Steiner-Forschung in komplexer Weise analysiert und beurteilt: als Weltanschauung mit dem Anspruch auf wissenschaftliche Geltung, als ein Philosophieren, das die Grenzen der Erkenntnis überschreitet, als Rückkehr des mythischen Denkens im Gewande der Wissenschaft, als eine Form der Gnosis, in der die Differenz von Glauben und Wissen aufgehoben werden soll, und schließlich als eine moderne Strömung der abendländischen Esoterik, die vom Willen zu einer spirituellen Welt- und Selbsterfahrung getragen ist.
Nicht die Anthroposophie, sondern die lebensreformerischen Impulse Rudolf Steiners haben bis heute eine eindrucksvolle weltweite Wirkung entfaltet, insbesondere die Waldorfpädagogik, aber auch die biologisch-dynamische Landwirtschaft und die geisteswissenschaftlich erweitere Medizin. Im Laufe des 20. Jahrhunderts hat sich die von Steiner konzipierte Freie Waldorfschule vom Außenseiter zum Anführer der internationalen Bewegung für eine Neue Erziehung entwickelt. Zugleich hat sich die Waldorfpädagogik in den Bereichen der Heilpädagogik und
(Schulen für Seelenpflegebedürftige, Camphill-Dorfgemeinschaften u.a.) sowie in der Vorschulerziehung (Freie Waldorfkindergärten) konzeptionell weiter ausdifferenziert und weltweit ausgebreitet.
Die philosophisch-spirituelle Gedankenwelt Rudolf Steiners und die aus ihr hervorgegangenen Initiativen in den Bereichen Kunst, Erziehung, Medizin, Landwirtschaft und Ökonomie sind nicht mehr nur vereinzelte Themen in den universitären Forschungsdisziplinen geblieben. Sie werden vielmehr inzwischen im nationalen und internationalen Raum an anthroposophisch orientierten privaten Hochschulen quasi als Wissenskanon gelehrt. Für den deutschsprachigen Bereich seien exemplarisch hierfür die Alanus-Hochschule Alfter (Bonn), die Freie Universität Witten-Herdecke und die Donau-Universität Krems genannt. Diese Akademisierung der anthroposophischen Initiativen fordert eine intensivere Auseinandersetzung mit den Lehren Rudolf Steiners geradezu heraus.
Der hier referierte wissenschaftliche Diskurs über das Werk und die Wirkungen Rudolf Steiners hat sowohl das Befremdliche seiner Lehre deutlicher hervortreten lassen als auch die Fruchtbarkeit seiner vielfältigen praktischen Anregungen, welche sich indes bis heute als ungleich stärker erwiesen haben.
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Verfasst von
Prof. Dr. Heiner Ullrich
Institut für Erziehungswissenschaft
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Es gibt
von Heiner Ullrich.
Zitiervorschlag
Ullrich, Heiner, 2021. Steiner, Rudolf [online]. socialnet Lexikon. Bonn: socialnet, 01.11.2021 [Zugriff am: 14.11.2024]. Verfügbar unter:
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socialnet Lexikon: Steiner, Rudolf | socialnet.de was published on 2024-11-16