People of Pembrooktonshire Review

(Zurück zu den RoleplayingReviews.)

RoleplayingReviews

People of Pembrooktonshire *People of Pembrooktonshire* von James Edward Raggi IV alias Lamentations of the Flame Princess gibt’s im deutschsprachigen Raum bei Spährenmeisters Spiele zu kaufen. Vor kurzem hatte James nach Leuten gefragt, die eine deutsche Rezension seiner Produkte schreiben würden. Ich habe mich gemeldet und habe unter anderem auch dieses kleine, englische A5 Heft zugeschickt bekommen.

People of Pembrooktonshire

People of Pembrooktonshire

Lamentations of the Flame Princess

bei Spährenmeisters Spiele

Das ganze Teil hat zwei Seiten Einführung, zwei Seiten allgemeine Informationen über das Dorf Pembrooktonshire und 32 Seiten Personenbeschreibungen. Jede Personbeschreibung fängt mit dem fetten Namen und Beruf an und besteht aus zwischen zwei und fünf Paragraphen Text. Es gibt keine Portraits, keine Stadtkarte, keine Übersicht, kein Inhaltsverzeichnis, keine Attribute oder sonstige Charaktereigenschaften, gar nichts. Nur 137 schräge, unheimliche, seltsame und grausige Personen. Nur Text.

Daraus ergibt sich meiner Meinung nach eine ganz spezifische Nutzung des Heftes: Wenn sich meine Gruppe in einem Dorf befindet, könnte ich mir zur Vorbereitung zwei oder drei Personen heraussuchen und die Beschreibung als Abenteuersaat gebrauchen. Die ersten paar Seiten sind schon ziemlich ergiebig:

Auf der ersten Seite hat es ein Spannerkind, das glaubt unsichtbar zu sein. Da hat es einen Bauer, der auf seinem Feld einen Galgen baut – ganz nach dem Motto “wird er gebaut, wird auch gehängt.” Auf der zweiten Seite hat es eine Dirne, die auf Grund einer Wette von angeheuerten Bauchrednern in den Wahnsinn getrieben werden soll. Da hat es einen Metzger, der hat 28 Kinder und Mordgelüste. Auf der dritten Seite hat es ein Paar, welches unter einem Fluch leidet: Die Frau gebiert Tiere statt Menschen. Und die Tiere sind auch noch unglaublich lecker…

Ich würde sagen, knapp die Hälfte aller Beschreibungen könnte ich sofort in die eigene Kampagne übernehmen. Bei mir wären die Personen Anlass für soziale Konflikte. Hier könnten die Spieler zeigen, was für Persönlichkeiten ihre Spielercharaktere haben.

Als Spieler stecke ich selber nämlich meistens in einem Konflikt: Eigentlich will ich mich für das Dorf des Spielleiters interessieren. Aber faktisch sind die meisten Leute schlicht uninteressant. Das Heft *People of Pembrooktonshire* hilft dem Spielleiter in dieser Situation weiter. Ich könnte mir gut vorstellen, meinen Spielern beim nächsten Dorfbesuch die heulende Dirne über den Weg laufen zu lassen. So wüsste ich wenigstens eine coole Geschichte für zwei oder drei Personen im Dorf.

Anscheinend wurde James auch ein paar Mal nach den Charaktereigenschaften der Personen gefragt. Da reagierte er ganz verdutzt und meinte, das sei doch klar: Das sind hundsgemeine Normalsterbliche. Im D&D Umfeld wären das also Leute mit 1-4 Lebenspunkten und einem +0 Angriffsbonus. Das sind ganz klar keine Gegner für den Kampf sondern Mittel, um die Spieler in unbequeme, spannende, ekelerregende, lustige, und skurrile Situationen zu bringen. Da werden die Würfel sehr wahrscheinlich ein paar Minuten schweigen. Mir gefällt das so, aber in meinen Spielgruppen würde ich solche Situation nur sparsam nutzen. Meine Spieler lieben halt auch Intrige, Aufstieg, Kloppen, Orte Erforschen und was sonst noch alles zum Rollenspiel gehört. Dieses Heft bietet Material für die sozialen Konflikte in einem Dorf oder einer Stadt. Nicht mehr, und auch nicht weniger.