Die Tochter der Goldzeit von Jo Zybell

Meine Frau schreibt Rezensionen deutscher Fantasyromane für Jörgs Rezensionenblog. Hier geht es um *Die Tochter der Goldzeit* von Jo Zybell.

Jo Zybell

Das Buch _ Aufbau_

Vier Bücher werden in einem dicken Sammelwerk zusammengefasst. Die Geschichte ist angenehm zu lesen: grosse Schrift, relativ einfach und unkompliziert geschrieben.

Das Bild auf dem Cover kann leider mit der Geschichte überhaupt nicht in Zusammenhang gebracht werden.

Im Buchumschlag vorne und hinten ist eine Karte von der allgemein bekannten Welt wiedergegeben. Diese Karte zeigt grob auf, wo die einzelnen Regionen und die wichtigsten Bezugspunkte liegen und der Leser kann sich so einfach orientieren, wo sich die aktuelle Episode gerade abspielt. Auf den letzten Seiten des Buchs findet man ein Glossar mit Erklärungen zu einzelnen Begriffen. Diese Liste ist zwar sehr kurz gehalten, reicht aber für eine erste grobe Orientierung in der Geschichte vollkommen aus.

Die Kapitel sind sehr kurz gehalten, was sehr angenehm ist. Dies ermöglicht es, auch nur kurz mal ein paar Passagen zu lesen, ohne gleich den Faden zu verlieren. Im ersten Buch handeln die Kapitel von unterschiedlichen Geschichten, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Verschiedene Protagonisten werden vorgestellt. Erst ab dem zweiten Buch werden die Erzählstränge nach und nach miteinander verbunden und die verschiedenen Erzählfäden werden miteinander verwoben.

Handlung in Kürze

In der Lichterburg, einer sagenumwobenen Festung, liegt der geheimnisvolle Goldzeitschatz. Wer ihn besitzt, erlangt Macht, die Welt zu beherrschen und eine neue Goldzeit einzuläuten. Nur sehr wenige Überlebende können sich erinnern, dass die letzte Goldzeit den Menschen nicht nur enormen technischen Fortschritt gebracht hat, sondern auch die Ignoranz und Überheblichkeit in den Menschen wachsen liess und in einem riesigen Desaster und Weltuntergangsszenario geendet hat.

Die Diener des Gottes Dashirin gieren nach diesem Schatz und versuchen mit allen Mitteln, die Lichterburg zu finden. Um diese Katastrophe zu verhindern, wird die junge Seherin Katanja losgeschickt, um den Feinden zuvorzukommen und den Schatz zu bergen.

Auf dieser gefährlichen Reise muss Katanja mächtigen Feinden trotzen, persönliche Rückschläge und schmerzliche Verluste einstecken. Doch sie gewinnt auch Gefährten, die sie bei ihrer schwierigen Mission unterstützen und kann zudem auf die Hilfe der Wesen aus der Anderwelt zählen.

Eindrücke/Meinung

Durch das Erzählen von unabhängigen Geschichten im ersten Teil des Buches, die vorerst nichts miteinander zu tun haben, wird es dem Leser sehr einfach ermöglicht, die Welt und ihre unterschiedlichen Schauplätze kennenzulernen. Verschiedene Protagonisten werden vorgestellt, verschiedene Völker und Kulturen tauchen auf, aus verschiedenen Ecken und Winkeln der Erde. Nach und nach werden die einzelnen Puzzleteile miteinander zu einem komplexen Ganzen verwoben. Der Leser entdeckt neue Zusammenhänge, Rätsel tauchen auf und werden gelöst, die einzelnen Begebenheiten aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet – die zu Beginn eher einfache Erzählung gewinnt auf diese Art und Weise immer mehr an Tiefgang und Komplexität!

Im Verlauf wird der Leser immer wieder mal mit unerwarteten Ereignissen und Wendungen überrascht. Bei den einzelnen Protagonisten handelt es sich nicht nur um einfach gestrickte Schwarz/Weiss-Figuren – es fällt einem zuweilen schwer, Gut und Böse zu erkennen. Auch mächtige Helden haben ihre Schwächen, die den einen oder anderen zuweilen mal zum Stolpern bringen. Auch kommt es vor, dass Hoffnungsträger irgendwelchen unglücklichen oder tragischen Ereignissen zum Opfer fallen können. Tun sich da in moralisch integren Figuren plötzlich dunkle Abgründe auf? Hat der barbarische, düstere Wilde tatsächlich auch eine menschliche, verletzliche Seite? Die Machtverhältnisse zwischen den einzelnen Figuren sind ziemlich gut ausgeglichen: es bleibt also bis zuletzt spannend!

Neben der Hauptfigur Katanja setzen auch zahlreiche andere überzeugende Charaktere der Geschichte ihre eigene Note auf und verleihen der Welt von Jo Zybell ein Gesicht, hauchen ihr Leben ein. Da sind auf der einen Seite die Völker der Erdstädte, auf der anderen Seite ihre Gegner, die sie eines Geheimnisses wegen bitter verfolgen: der schwarze Eisenriese und die Anhänger Dashirins, die intrigante Königin von Albridan – doch was hat diese sonst noch für Pläne? Was führen die Poruzzen im Schilde? Welche Rolle spielt der Druiden-Zauberer oder Jacub?

Interessant ist auch das Auftauchen der Anderen: eine Art Feen/Geisterwesen aus einer Zwischenwelt, die sich immer wieder mal manipulierend ins Geschehen einbringen und auch mit einzelnen Protagonisten interagieren... meist geheimnisvoll, unerwartet und unberechenbar.

Der Prolog am Anfang des Buches ist sehr ansprechend geschrieben und verspricht ein spannendes Finale, ohne jedoch zu verraten, wie die Geschichte dann tatsächlich ausgeht ;)

Bewertung: 9 von 10 Punkten

– Claudia

Claudia

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