Ein Thread von Ingolf Schaefer auf Google+ mutierte zu einer Diskussion um Metaplots und Frank “Zornhau” Falkenberg schrieb etwas zu *kanonischem Spiel* und ich beschloss, etwas über Vor- und Nachteile einer gemeinsamen Spielkultur zu schreiben.
Es ist ja nicht so dass wir es nicht probiert hätten. Einer mag *5ft steps* und *area of effect* und *buffs*, ein anderer mag *race as class*, einer mag DSA und viel *in-character* plaudern, einer mag *dungeons* und einer mag *wilderness* Abenteuer mit Würfeln auf Verirren, einer mag Aventurien und einer mag *Forgotten Realms*, einer ist am Wochenende immer besetzt, einer will unter der Woche erst um 20:00 anfangen. Nach einigen Jahren beschliesse ich, dass ich mit Fremden, die zu neuen Freunden werden, ein lustigeren Spielabend verbringen kann als mit den Schulfreunden. Mehr Freunde, bessere Kompatibilität, mehr Spass für alle, oder etwa nicht? Ich habe ja keinen Streit mit den alten Freunden. Man entwickelt sich einfach auseinander, individualisiert sich. Man findet neue Freunde, mit denen man spezifische Interessen teilt. Ist doch cool?
Der Nachteil ist aber, dass ich mit meinen Schulfreunden nicht über *Aventurien*, *Forgotten Realms*, D&D 4E character builds, *Fiasco* Spielabende, *Lady Blackbird*, den *Tribe 8* Plot und so weiter reden kann. Auf G+ dasselbe. Die Leute, mit denen ich über meine Spiele reden kann, sind im Deutschen dünn gesät.
Andererseits, genauso wie sich früher im Englischen sich alle über *Caves of Chaos* und *Isle of Dread* unterhalten konnten, so können sich heute alle über *Phandelver* unterhalten. Es gibt also auch eine Bewegung zurück zu “einer Welt für alle”.
Das Ganze ist einfach eine Entwicklung, die ich beobachte, und ich sehe wo ich stehe und wo andere stehen, und wir reden darüber.
#RSP
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Guter Beitrag. Interessanterweise geht es mir anders als dir.
Mit “alten Freunden” gehen die meisten Sachen, die ich gern mag, ganz gut. Ob runequest-artiges (Cthulhu, WFRP, ...), OSR (LabLord, DCC RPG, ...), Freiform (Everway, ...), Proto-Erzählspiele (Prince Valiant, Ghostbusters, ...) oder Indies (Spotlight 24h, Fiasko, ...). Das könnte aber auch daran liegen, dass unsere RSP-Sozialisation nicht ganz unähnlich verlaufen ist und jeder weiß, welche Kompromisse sich lohnen. Gerade auch, da sich unsere Auffassungen von Spielleitung grundsätzlich unterscheiden.
Anders gesagt: Die Grundfragen sind wichtig. Welche gemeinsamen Prämissen können wir etablieren? Welche persönlichen Kompromisse lohnen sich? Und wie kommen wir von da aus zu einem tragfähigen Konsens?
Die Differenzierung der Spielerwartungen und Spaßquellen, die sich auch in der zunehmenden Zahl verschiedener Rollenspiele zeigt, hilft den eigenen Standpunkt zu finden ... erschwert aber auch die Einigung in der Gruppe.
Bei Fremden - gerade, wenn man mit Neulingen spielt - ist das Erarbeiten einer gemeinsamen Spielbasis mMn schwieriger (”Sprachfägigkeit”). Andererseits kann der Einigungsprozess auch einfacher sein, weil eben persönliche Freundschaften nicht “dazwischenfunken” können.
... soweit meine Gedankenfetzen.
– Athair 2016-09-04 13:02 UTC
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Super, wenn eure Standpunkte so nahe beieinander liegen, dass die Kompromisse sich lohnen. Das hört man gerne! 😄
– Alex Schroeder 2016-09-05 16:14 UTC