Cory Doctorow: Das Ding mit dem Copyright – eine Übersetzung des Vorwortes, welches Cory Doctorow für *Little Brother* geschrieben hat, von Stefan Holzhauer, als Reaktion auf einen Artikel von Felix Münter unter dem Titel Diebstahl bleibt Diebstahl – Egal, um was es geht.
Cory Doctorow: Das Ding mit dem Copyright
Diebstahl bleibt Diebstahl – Egal, um was es geht
Da gäbe es so viel zu sagen! Aber das wurde ja schon alles gesagt.
Ich empfehle das Buch Free Culture von Lawrence Lessig.
Diskussion auch auf Google+.
#Copyright
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Aus der G+ Diskussion, mein Kommentar zum Artikel von Felix Münter:
Der Artikel suggeriert die moralische Gleichsetzung von Diebstahl und dem Anfertigen von digitalen Kopien. Wenn allerdings eine grosse Anzahl Menschen ständig das Recht verletzen, dann stellt sich auch die Frage, ob es denn wohl reformbedürftig sei. Und falls ja, in welchem Sinne: ob die Taten, welche im Moment verboten sind und Diebstahl genannt werden, nicht einfach erlaubt werden sollten und die Gesellschaft neue Geschäftsmodelle ersinnen müsste, weil wir ja die Gesetze für uns alle und nicht zur Stütze gewisser Geschäftsmodelle erlassen.
Mein Argument, dass ein Gesetz der Reform bedürfe, wenn sich ein grosser Teil der Bevölkerung nicht daran hält, wurde von Reinhard J. Wagner mit dem Hinweis angegriffen, dass wir ja auch Morden straffrei machen wollen, nur weil es viele Mörder gibt.
Klar, übertreiben kann man jedes Argument. Aber genau das ist ja auch das Argument, was uns zur Reform bringt. Wenn alle Alkohol trinken, dann ist die Prohibition vielleicht keine gute Idee gewesen. Wenn so viele junge Leute Drogen nehmen, dann ist die Repression vielleicht nicht das geeignete Mittel, um dagegen anzugehen. Und natürlich ist es egal, wie viele Mörder es gibt, das wollen wir nicht legalisieren. Mich stört vor allem die absolute Formulierung: “Diebstahl bleibt Diebstahl.” Seid Napster befinden wir uns in einer grossen Diskussion über die Grenzen des Urheberrechts und ich bin nicht bereit, in einer Diskussion, wo es um die ständig stattfindenden Urheberrechtsverletzungen geht, diese Diskussion unter den Tisch zu kehren und mich auf die Formel “Diebstahl bleibt Diebstahl” zurück zu ziehen. Nein, eben genau diese Diskussion will ich führen.
Reinhard J. Wagner wiederholte seinen Punkt nochmal und meinte, dass für ihn die Tatsache, dass es sowieso alle machen, ein schwaches Argument sei.
Nun ja. Dann gehen wir von den Grundsätzen aus: Warum haben wir überhaupt Gesetze? Um das Zusammenleben zu reglementieren, für den Streitfall, damit nicht der Stärkere gewinnt, vielleicht. Welcher Art sind dann die Gesetze, die wir wollen? Wir haben natürlich Ziele: körperliche Unversehrtheit, materieller Wohlstand, siehe Grundgesetz, Menschenrechte, Verfassung, und so weiter. Daraus ergibt sich, dass die Gesetze Legitimationsbedarf haben, der über ihre blosse Existenz hinausweist. Bei den Amis ist die Argumentation ja einfach: “To promote the Progress of Science and useful Arts, by securing for limited Times to Authors and Inventors the exclusive Right to their respective Writings and Discoveries.” ¹ Somit kann man für jede Gesetzesänderung im Urheberrechtsbereich anfangen, über den Zielerfüllungsgrad zu reden. Und über die Alternativen.
Leider haben wir in Europa ja nur die Geschichte, welche von der Statue of Anne ausgeht ², und deswegen eigentlich ein Gesetz, welches die Verwertung der Werke schützt, und zwar über die Verleger untereinander. Die Geschichte führt dann weiter bis zu TRIPS. Und nun, dank Internet, Desktop Publishing, Print on Demand, sind wir plötzlich alle von einem Urheberrecht betroffen, welches vielleicht für den Alltag immer unbrauchbarer wird. Wo erfahren wir diese Unbrauchbarkeit? Zum Beispiel daran, dass ein Urheberrecht so schwer zu erklären ist, für viele kaum einzusehen ist, und schlussendlich von vielen auch nicht beachtet wird. Ergo der Reformbedarf.
– Alex Schroeder 2016-04-25 14:11 UTC
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Aus aktuellem Anlass eine Standortbestimmung, die meine (tiefen) Erwartungen übertrifft. Urheberrecht: Die digitale Urheberrechtsreform versackt im Fiasko.
Urheberrecht: Die digitale Urheberrechtsreform versackt im Fiasko
– Alex Schroeder 2016-04-28 06:10 UTC
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Bundestag dehnt Buchpreisbindung auf E-Books aus.
Bundestag dehnt Buchpreisbindung auf E-Books aus
– Alex Schroeder 2016-04-28 22:05 UTC
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Urheberrecht: USA setzen Schweiz auf «Watch List».
Urheberrecht: USA setzen Schweiz auf «Watch List»
Im Zentrum der amerikanischen Kritik an der Schweiz steht die «Piraterie» im Internet und das so genannte Logistep-Urteil des Schweizerischen Bundesgerichts (BGE 136 II 508): In diesem Urteil hatte das höchste Gericht in der Schweiz den Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten (EDÖB) darin bestätigt, dass die damalige Internet-Überwachung für urheberrechtliche Massenabmahnungen gegen Filesharer in der Schweiz das Datenschutzrecht verletzte.
Zusammenfassung:
Letztlich ist den amerikanischen Forderungen gemeinsam, dass im Urheberrecht die üblichen rechtsstaatlichen Mittel und Wege ausgehebelt werden sollen, wie es teilweise auch die laufende URG-Revision vorsieht.
Das Ganze bezieht sich auf die anstehende Urheberrechtsrevision. Urheberrecht: Massenabmahnungen und Netzsperren für ein «sauberes Internet» in der Schweiz. Wenn man dort weiter liest, wird einem sowieso nur schlecht.
Urheberrecht: Massenabmahnungen und Netzsperren für ein «sauberes Internet» in der Schweiz
Der Bundesrat befürwortet die Einführung von Netzsperren, Selbstjustiz und Überwachung im Sinn der umstrittenen Empfehlungen der einseitig zusammengesetzten Arbeitsgruppe zur Optimierung der kollektiven Verwertung von Urheberrechten und verwandten Schutzrechten (AGUR12) sowie nach Wünschen der amerikanischen Unterhaltungsindustrie und ihren reichlich subventionierten Verbündeten in der Schweiz.
Wünschen der amerikanischen Unterhaltungsindustrie
reichlich subventionierten Verbündeten
Widerlich!
– Alex Schroeder 2016-04-29 10:11 UTC
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Die neue Fassung des Buchpreisbindungsgesetzes – ein Kommentar von Stefan Holzhauer:
Die neue Fassung des Buchpreisbindungsgesetzes – ein Kommentar
Die Argumentation, dass die Buchpreisbindung auch Nischenprodukte ermögliche, ist ohnehin eine Lächerliche, wenn man sich ansieht, was die Publikumsverlage so an billigem und mies lektoriertem Massenmüll auf den Markt pumpen. Auch der Hinweis auf kulturelle Vielfalt zieht meiner Ansicht nach nicht im Geringsten. Wenn dem so wäre, müsste es auch Preisbindungsgesetze für Musik, Filme oder Computerspiele geben. Die gibt es aber nicht und man kann nicht sagen, dass es bei diesen Medien keine Vielfalt gäbe – sogar ganz im Gegenteil.[...] Dass die Selfpublisher davon ausgenommen wurden, erfreut mich dann aber doch – das kann man fast progressiv nennen, auch wenn es mit großer Wahrscheinlichkeit nur ein Versehen war.
– Alex Schroeder 2016-05-01 11:34 UTC
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The Sad Story Behind A Dead PC Game That Can't Come Back. Fear, Uncertainty and Doubt. And Copyright.
The Sad Story Behind A Dead PC Game That Can't Come Back
– Alex Schroeder 2016-05-24 17:19 UTC