Im Moment kursiert ein Blog Post in der Rollenspielgemeinschaft: Tabletop Gaming has a White Male Terrorism Problem, wo unter anderem auch eine Firma genannt hat, welche die gemachten Anschuldigungen dementiert (besserer Link?). Daraufhin entspannte sich eine Diskussion auf Google+.
Tabletop Gaming has a White Male Terrorism Problem
Solche Geschichten kursieren schon seit einer geraumen Weile auf dem Internet. Kurz nach “rpg online harassment” gegoogelt und auf den ersten Link geklickt, ein Bericht von 2008, wo jemand fragt, wie man sich den rechtlich zur Wehr setzen könnte. Das zeigt zumindest, dass das Thema weit verbreitet ist.
Wer sich da nun ein wenig umschaut, sieht sich dann bald auch mit Screenshotsammlungen konfrontiert wie hier aus einer Woche mit Anita Sarkeesian auf Twitter.
einer Woche mit Anita Sarkeesian auf Twitter
In den Geschichten vom Latining Tumblr geht es natürlich auch um sexuelle Belästigung in Läden, an Treffen, so dass Screenshots kaum zu machen sind. Ich denke, das war aber auch gar nicht der Punkt. Der Punkt war eher: Wenn man so was sieht, soll man *nicht darüber hinweg sehen* sondern *etwas sagen, wenn etwas nicht in Ordnung geht*.
In solchen Situationen werden gerne zwei Fragen diskutiert, die nicht zwingend zusammengehören:
1. *Sind die Anschuldigungen wahr?*
Wenn konkrete Namen genannt werden, haben die Angegriffenen natürlich ein Recht, sich zu verteidigen. Öffentlich Aussagen bedeutet, dass unser Gesetz natürlich Anwendung findet. Weil ich (ein ganz kleines wenig) auch schon online angegriffen wurde (”dick move” usw.), bin ich eigentlich auch sehr dafür, dass die Leute sich ans Gesetz halten. Das ist schwierig, weil wir uns oft so fühlen, als seien wir im Freundeskreis, am Stammtisch, aber tatsächlich sind wir in der grössten, globalen, allen zugänglichen Zeitung der Welt, dem Internet, und deswegen gelten natürlich alle Regeln bezüglich übler Nachrede, Diffamierung, Ehrverletzung, wirtschaftlicher Schaden, und so weiter.
1. *Haben wir ein generelles Problem?*
Für Leute, welche ein generelles Problem sehen (wie ich), weil sie dieses Problem mit anderen Anekdoten belegen können (in meinem Fall mit den Belästigungen und Drohungen, denen meine Frau im Alltag ausgesetzt war und ist), ist der konkrete Wahrheitsgehalt der Anschuldigungen natürlich nicht so wichtig. Das generelle Problem bleibt unverändert bestehen, auch wenn sich herausstellt, dass eine, einige, oder alle gemachten Anschuldigungen in einem Blog Post falsch sind. Man kann sogar widerlegte Anschuldigungen zum Anlass für eine Diskussion über ein generelles Problem verwenden (darf aber die widerlegten Anschuldigungen nicht als Argumente verwenden). Und deswegen können beide Seiten gleichzeitig recht haben.
Man findet die konkreten Anschuldigungen möglicherweise unglaubwürdig, *und* man findet, dass das generelle Problem so oder so weiter bestehen bleibt. Beide Positionen lassen sich vertreten, ohne dass man sich unehrenhafte Motive unterschieben lassen muss. Beide Positionen lassen sich *gleichzeitig* vertreten. Mache ich genau so.
#Philosophie #RSP
(Please contact me if you want to remove your comment.)
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Für mich die grösste Anekdotensammlung, und auch entsprechend deprimierend: Micro Aggressions.
– Alex Schroeder 2016-04-07 08:59 UTC
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Via Martin Ralya ¹ gefunden: “... this one took off because it sounded *plausible* to the people who shared it.” ²
– Alex Schroeder 2016-04-07 11:39 UTC