2014-03-03 Herausforderung Spielleiter

Manchmal treffe ich Leute, die würden gerne eine Kampagne leiten. Manchmal hoffen sie, dass die Gruppe einfach beisammen bleibt, sich weiterhin am gleichen Ort spielt, sich zur gleichen Zeit trifft. Wenn man unter Freunden, für eine bestehende Runde einen Spielleiter sucht, dann ist da nichts dagegen einzuwenden. Aber manchmal reicht das einfach nicht...

Ich will mit dieser Liste niemandem Angst machen. Das Spielleitertum ist ein super Hobby. Ich will nur vermeiden, dass jemand denkt, es hat sich schon mit dem Vorbereiten eines Abenteuers. Es bleibt viel an uns hängen.

​#RSP

Comments

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Mir fehlt noch ein Punkt: Spielleiter müssen das Spiel leiten. Das heißt, sie sind diejenigen, die angeschaut werden, wenn die Spieler aus irgendeinem Grund unsicher sind. Ist der SL unsicher, dann ist die Runde chaotisch und ziellos. Hat der SL ein sicheres auftreten, dann kann die Gruppe sich besser auf das Spiel konzentrieren.

– Jan 2014-03-04 08:19 UTC

Jan

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Absolut!

– Alex Schroeder 2014-03-04 10:52 UTC

Alex Schroeder

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Statt Abenteuerberichte schreiben würde ich sagen, dass der SL den zeitlichen Ablauf der Dinge inklusive der Aktionen der Spieler dokumentieren muss. Wie sagte schon Gary Gygax ... ;)

– Benjamin 2014-03-04 13:23 UTC

Benjamin

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“YOU CANNOT HAVE A MEANINGFUL CAMPAIGN IF STRICT TIME RECORDS ARE NOT KEPT.”

Hahaha, guter Punkt! :D

– Alex Schroeder 2014-03-04 16:02 UTC

Alex Schroeder

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Aus der Diskussion auf Google+ will noch ein paar meiner Aussagen hier her kopieren, damit diese nicht im Google+ Schlund verloren gehen.

Was das *Tempo* anbelangt kenne ich das halt auch im Berufsleben so: wenn keiner die Verantwortung dafür übernimmt, das inhärente Ende wahrzunehmen, auszusprechen und weiter zu machen, dauert die Sitzung länger, bis restlos alles gesagt wurde, oder am Spieltisch die ersten schon aus Langeweile mit *player-vs-player* anfangen. Mein Spiel ist besser, wenn jemand aktiv zur nächsten Szene überleitet, wenn das wichtige gesagt wurde. 

Zur Haltung *der Spielleiter ist Dienstleister*: Es wäre schön, wenn alle Aufgaben je nach Zusammensetzung am Tisch verteilt werden könnten. Ich habe meine Liste im Gedenken an Con Spielleiter oder Freunde zusammengestellt, die eine bestehende Gruppe übernehmen wollen, um etwas zu leiten, oder mich fragen, ob ich noch Spieler kenne, oder jammern, dass bei ihnen niemand eine Karte zeichnet oder einen Bericht auf dem Wiki postet. Dann denke ich: “Hör auf zu träumen! Klar wäre das schön, aber primär ist es mal deine Aufgabe.”

Zum Unterschied “sollte so sein” und “ist de facto so”: Ich bin ständig auf beiden Seiten unterwegs, als Spielleiter, als Spieler, in traditionellen Systemen und in Indie Games. Das es nach einem One-Shot mit *The Mountain Witch* oder *In A Wicked Age* keinen Spielbericht auf dem Wiki gibt, ist mir natürlich auch klar. Und bei allen Entscheidungen, die mit Autorität schnell und einfach zu lösen sind, schauen alle Leute zum SL, weil dieser schon inhärent eine gewisse Autorität mit bringt, bedingt durch die Rolle als SL. Es ist, soweit ich das sehen kann, *emergent behavior*. Bei Spielleiter Harald schreibe ich nämlich auch keinen Bericht. Beim Spielleiter Florian fangen die Spieler so langsam an, Berichte zu schreiben, weil wir schon wissen, dass Florian kein grosser Schreiber ist. Weil ich aber einen Bericht will, muss ich den fast selber schreiben oder organisieren. Und da habe ich gemerkt, dass ich mir eigentlich wünschte, Florian würde dies machen. Gleichzeitig habe ich vor Jahren mich genervt, weil meine Spieler keine Berichte schreiben wollten, oder dies nur machten, weil sie dafür ein paar XP bekamen. So komme ich zum Fazit, dass idealerweise der SL bereit ist, die Spielberichte zu schreiben. Vielleicht braucht es keine, vielleicht kann man das anders organisieren, egal. Eine Bereitschaft des SL ist für alle einfacher.

Florian ist auf diesen Punkt in einem späteren Kommentar eingegangen und hat gesagt, für ihn ist ein Spielbericht wie ein eine Spielerkarte, wie Spielernotizen, wie das Charakterblatt der Spieler: Es liegt in der Verantwortung der Spieler.

Zum Thema *Autorität*: Ich denke, der Wunsch der meisten Spielleiter ist es, die Verantwortung für diese Punkte auf der Liste mit den Spielern zu teilen. Das wäre super. Meine Erfahrung ist allerdings, dass dies eine bewusste und beständige Anstrengung erfordert. Das Gleichgewicht des sozialen Systems Spielrunde ist: SL macht alles. In den Fällen, wo ein SL die von mir aufgelisteten Leistungen nicht erbringt, fällt mir das auf. Ab und zu stolpern ist kein Problem. Und ich spiele auch ein Con Spiel zu ende, wenn der SL Tempo oder Regeln nicht im Griff hat. Aber bemerkt habe ich es sehr wohl, und es würde mich freuen, wenn die betreffenden SL an diesen Schwächen arbeiten würden, oder ein System leiten würden, wo diese spezifischen Aufgaben nicht anfallen (One-Shots statt Kampagne, wenig Regeln statt viele Regeln, und so weiter).

Zum Thema *Spielkultur* vielleicht dies: Spielleiter müssen eine kohärente Spielkultur fördern. Wird in ihrem Spiel viel gestorben, muss klar sein, wie man damit umgeht (es wird gelacht, es wird sofort ein neuer Charakter gebaut, es wird gespottet, das Blatt wird in einer kleinen Zeremonie verbrannt, und so weiter). Soll mehr *in-character* gesprochen werden, muss oft ein SL damit anfangen, weil ein SL halt alle NSC führt. Also die Spieler einfach in direkter Rede ansprechen.

Dies könnte man auch für *player empowerment* verwenden: Setting mitgestalten, zum Beispiel. Also muss der Spielleiter auch nach Setting Informationen fragen, diese einbauen, diese relevant werden lassen.

Zur Schwierigkeit, dies alles zu *konkretisieren*: Wenn ich Consultant wäre, dann könnte ich das sicher als Workshop verkaufen, mit Lernzielen und Übungen. Ich bin halt kein Consultant, aber ich weigere mich, zuzugeben, dass es sich hier nur um die *quality without a name* handelt. Es muss auch lernbar und deswegen auch lehrbar sein. Ich will das so! (Sturer Bock, ich.) Lernbar, lehrbar, auflistbar, benennbar, kritisierbar, verbesserungsbar... Ich will über die Funktion eines Spielleiters diskutieren können, und ich will dysfunktionales Verhalten diskutieren können. Ich will konkrete Tipps geben können, um eine kohärente Spielkultur zu fördern.

– Alex Schroeder 2014-03-05 10:49 UTC

Alex Schroeder

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Du hast es vorhin schon angesprochen, XP verteilen. Wäre das eigentlich eine Möglichkeit? XP für Knabberzeugs, Terminorganisation, Berichte, für den Job als Mannschaftskapitän und Wortführer, wenn es mal chaotisch wird (gewählt)? Ich hab das nie ausprobiert oder vorgeschlagen, aber hat da jemand Erfahrung? Zur Menge der XP, man kann alle Ämter auf den Tisch legen und die dann versteigern ;) “100 XP die Sitzung, wer will? Wer bietet weniger?”

– Craulabesh 2014-03-06 16:43 UTC

Craulabesh

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Als Spielleiter habe ich gemerkt, dass es für D&D, wo man für jede weitere Stufe immer mehr XP braucht, natürlich langfristig keinen Sinn macht, einen konstanten Betrag zu vergeben. Einfach “10% der XP auf die nächste Stufe” wäre ja dann der nächste Schritt... Ich habe aber damit aufgehört, bevor ich weitere Experimente machte, denn als Spieler fand ich die Sache irgendwie entwürdigend. Ich würde meine Freunde ja auch nicht dafür *bezahlen*, den Bericht zu schreiben. Wer den Bericht nicht schreiben will, der schreibt ihn halt nicht. Das ist mir lieber, auch wenn ich es schade finde, wenn dann keiner mehr dazu bereit ist.

– Alex Schroeder 2014-03-07 09:53 UTC

Alex Schroeder

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ja stimmt. Leider hast du mit allen Dingen recht, vor allem in der Praxis. Warum es aber so laufen muss, weiß ich nicht. Vor allem, weil Player Empowerment doch eigentlich gefragt ist. Ich kenne das auch, dass man schon “ämter” hatte, die verteilt wurden, auch bei OneShots, “Meister der Kritischen-Treffer-Tabelle”, oder “Initiative-Verwalter” das klappt dann ja auch. Aber das ist vielleicht eine Ausnahme. Ich finde es allerdings schon blöd, wenn ein Spielleiter das Metagame managen muss, sprich: wenn kein Spieler dem anderen sagt, dass seine blöden Sprüche unangemessen sind. Ich will nicht in der metagame-Vaterrolle stecken. Ich würde das am liebsten trennen, aber das geht natürlich nicht. Vor allem will ich nicht den Spielleitern, die das dann sehr nervig also paternalistisch machen auch noch prinzipiell Recht geben. Aber man ist in dieser Rolle. Fakt ist, man ist die einzige Instanz am Tisch, man muss sich diese Autorität erhalten, aufbauen und sie konstruktiv einsetzen und man ist dadurch auch irgendwie der natürliche Ansprechpartner für alles – auch zwischen den Spielern. Vielleicht liegt es auch an diesem Machtgefälle, obwohl das nur konventionell ist. Wäre die Frage, ob das bei Indy-Games anders ist.

– Craulabesh 2014-03-07 12:06 UTC

Craulabesh