In der WOZ las ich gerade Wer profitiert von der Uni im Netz? Was als gratis Bildung im Netz für alle begann, wird nun zum Werkzeug für Einsparungen an den Universitäten und damit für die Verschlechterung der nicht kommerzialisierbaren Eigenschaften des Studentenlebens: interessante Komillitonen, Politisierung, Engagement…
Wer profitiert von der Uni im Netz?
Auch für die Entwicklungshilfe hat man sich Unis am Netz gewünscht. Bezeichnend fand ich diese Passage:
Wie eine Studie der Universität Pennsylvania kürzlich nachwies, gehören achtzig Prozent der KursteilnehmerInnen auf der Plattform Coursera aus Ländern wie China, Indien oder Brasilien zu den Reichsten und am besten Ausgebildeten ihres Landes.
Die Zahlen zeigen ausserdem: Regelmässig schliessen weniger als zehn Prozent aller ursprünglich Eingeschriebenen einen MOOC ab – und nur rund die Hälfte davon erfüllt dabei auch die notwendigen Anforderungen für ein Zertifikat
Ich bin mir nicht sicher, wie das zu verstehen ist. Auch hier in der Schweiz gehen Kinder von Akademikern tendenziell eher studieren. Auch hier beenden sehr viele ihr Studium frühzeitig, fallen durch, wechseln… Jeder, der schon einmal online etwas organisiert hat, weiss, dass die Hemmschwellen für das nichts tun und das zu spät kommen weg fallen.
Grundsätzlich kann man vielleicht nur sagen, dass die Zahlen auf alle Fälle zeigen, dass Unis am Netz für viele Probleme keine Lösung sein können. Es ist schwieriger. Dies muss man wissen, auch wenn die Technologiegläubigkeit und der Optimismus unter den Verantwortlichen nicht erstaunen.
Wer sich noch nie mit online Kursen beschäftigt hat, kann sich ja mal die Khan Academy anschauen. “Learn for free about math, art, computer programming, economics, physics, chemistry, biology, medicine, finance, history, and more.” Tönt gut!
Hierzu habe ich zufälligerweise gerade auf Google den Artikel Comcast, Khan Academy Aim Multimillion-Dollar Partnership At Low-Income Families gesehen. Dort spricht Kahn das selbe Problem an. Die Mittleklasse nutzt die Angebote, die sie der ganzen Welt anbieten will, auch selber, und so bleiben die alten Strukturen erhalten.
Comcast, Khan Academy Aim Multimillion-Dollar Partnership At Low-Income Families
Vermutlich ist es schwierig, den Armen zu helfen, sich selber zu helfen, ohne ihnen etwas zu geben. Umverteilung, Mindestlöhne, eine Reduktion der Wohlstandsschere scheinen mir langfristig bessere Massnahmen.
Was natürlich nichts daran ändert, dass ich Khan Academy ähnlich gut finde wie Wikipedia. Mehr Wissen, mehr Bildung! Dies allerdings als Entwicklungshilfe zu verkaufen, ist – wie gesagt – Technologiegläubigkeit und überzogener Optimismus.
#Politik