2012-10-23 Spielleiterschirm und Improvisation

In letzter Zeit frage ich mich manchmal, ob ich mich zu wenig vorbereite auf den Spielabend. In den letzten Jahren war mein Ziel, nie mehr als eine Stunde Vorbereitung für vier Stunden Spiel zu leisten. Als es darum ging, meine “besten” drei Spielleiterqualitäten zu nennen, war der zweite Punkt auf meiner Liste ich improvisiere gut. Doch als ich Courtneys Artikel On the Preparation las, fing ich mich an zu fragen: verschwende ich die Zeit meiner Spieler? Wird zu viel unnötigerweise chaotisch, beliebig, mittelmässig, vorhersehbar, langweilig?

ich improvisiere gut

On the Preparation

Der Mann hinter dem Vorhang Neuerdings spiele ich mit einem Spielleiter, der keinen Spielleiterschirm verwendet. Ich hatte früher schon mal erwähnt, dass ich wieder einen Spielleiterschirm verwende. Jetzt, wo ich auf der anderen Seite des Tisches sitze, und kein Schirm mir den Blick auf die Notizen des Spielleiters versperrt, beginne ich zu ahnen, dass vieles improvisiert ist. Und irgendwie ist improvisiert doch nicht ganz so echt wie niedergeschriebenes. Wer kennt es nicht, das Gefühl, das Dinge wirklicher sind, weil man sie geschrieben gesehen hat, im Fernsehen gesehen hat? Aber, aber, ist man versucht zu murmeln: das ist ja gar nicht _echt! Plötzlich sieht man den *Mann hinter dem Vorhang*. Ist das nur Einbildung? Oder ist die Einbildung in einem Spiel, wo es auch viel um Einbildung geht, nicht sowieso besonders wichtig?_

Der Mann hinter dem Vorhang

Der Mann hinter dem Vorhang

wieder einen Spielleiterschirm

So stehe ich nun vor dem Dilemma:

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|       Mehr Vorbereitung        |       Mehr Improvisation       |
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| Knackigere, ungewöhnlichere    | Chaotischere aber auch         |
| Szenen                         | mittelmässige Szenen           |
| die Illusion einer             | klare Hirngespinste des        |
| eigenständigen Welt            | Spielleiters                   |
| die Konsequenzen scheinen      | die Konsequenzen wirken wie    |
| eigenen Naturgesetzen zu       | persönliche Entscheide des     |
| folgen                         | Spielleiters                   |
| aber auch: die ständige        | frisch und frei erzählt        |
| Versuchung, Dinge nach zu      |                                |
| schauen                        |                                |
| die unabhängige Existenz der   | unabhängig von den Entscheiden |
| Welt auf Papier belohnt die    | der Spieler befindet man sich  |
| Spieler für ihre Entscheide    | unter der dramaturgischen      |
|                                | Fuchtel des Spielleiters       |
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(Zum Thema *Einflussnahme der Spieler* bzw. *player agency* gibt es Artikel zuhauf auf Courtneys Blog.)

auf Courtneys Blog

Was mich ebenfalls beschäftigt: Wie steht es denn um die Einflussnahme der Spieler in einem Spiel wie der grossen *Pendragon* Kampagne? Es macht Spass, aber irgendwie fühle ich mich auch komisch. Das muss ich weiter beobachten.

​#RSP

Comments

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Ich habe ich letzter Zeit auch versucht mehr zu improvisieren und Zeit zu sparen. Trotzdem schreibe ich mir immer noch gewisse Eckpunkte auf. Bestimmte Ort, Szenen oder NSCs, die wahrscheinlich auftauchen werden. Ich überlege mir einzelne Beschreibungen, um besser zu beschreiben. Ich würde es die “Leuchtturm-Vorbereitung” nennen (ui, hier entsteht gerade ein neuer Blogartikel): Wichtige Punkte werden genauer angeschaut, der Rest dazwischen improvisiert (mit etwas allgemeinen Vorüberlegungen im Hinterkopf). Damit kann man trotzdem eine gute Leistung bieten und Zeit sparen. Es muss ja nicht jede Szene perfekt sein, manchmal brauchen auch Spieler eine lockere entspannte Szene.

Und manches wirkt vielleicht auch einfach banaler, wenn man weiß, dass es improvisiert ist. Wenn man sich mehr drauf einlässt und auch ausnutzt, das Dinge offen sind, in denen man als Spieler gestalten kann, ist es besser. Aber wenn man als SL nicht versucht gut zu improvisieren, kann es natürlich leicht beliebig und langweilig werden.

– Jan 2012-10-23 14:32 UTC

Jan