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An der Role Play Convention (RPC) in Köln habe mir die Dungeonslayers Einsteigerbox angeschaut und finde die schon ziemlich cool. Beim Goblinbau gibt es eine Rezension der Box. Selber habe ich das System einen Abend lang gespielt und spassig gefunden. Nebenstehendes Bild entstand nach eben dieser Runde: Wir waren zwei Nekromanten und ein Zwerg, wenn ich mich recht erinnere, die als Gefangene auf einem Sklavenhändlerschiff aufwachten.
Die Regel, dass der Trefferwurf auch gleichzeitig den Schaden festlegt, finde ich elegant. Die Regel, dass jeder Treffer pariert werden kann, finde ich mühselig – nachdem ich angefangen hatte, D&D zu spielen, wollte ich auch nicht mehr zum Schwarzen Auge zurück: Faktisch verdoppelt das die ganze Würfelei am Tisch. Und egal wie gut man würfelt, immer noch kann einem der emotionale Triumph durch eine eben so gute Parade wieder genommen werden. Weil der Angriffswurf auch gleichzeitig den Schaden festlegt, lässt sich das auch nicht so einfach wie bei D&D lösen: Wenn alle Monster mit einer konstanten 10 angreifen würden, müsste der Schaden ja auch immer 10 sein, ausser man feilt noch weiter daran herum. Egal – der Schadenswurf ist verschwunden, der Paradewurf hinzu gekommen, ist wohl kein Problem.
Die Box ist klein, das Regelwerk kurz und eingängig – und könnte noch viel kürzer sein! – und so scheint mir Dungeonslayers im Moment das ideal Einsteigerspiel im deutschsprachigen Raum zu sein. Das ideale Geschenk für die eigenen Kinder oder Patenkinder, wie mir scheint.
Warum spiele ich dann kein Dungeonslayers? Schon damals, als ich von den Retroklonen erfuhr, gab es Konkurrenten: Basic Fantasy RPG und M20 waren auch auf dem Teppich. Doch Labyrinth Lord hatte ein paar ganz kleine Vorteile:
1. ich konnte eine gedruckte Version via Amazon bestellen und hoffte, dies würde meine Spieler beeindrucken (dem war nicht so und mittlerweile kann man via Lulu und RPG Now jede Menge Dinge relativ günstig drucken lassen)
2. ich hatte mit 15 oder 16 mal einen Nachmittag D&D mit dem Basic-Set von Mentzer gespielt und das ganze als skurril und kindisch *ad acta* gelegt – doch mit der Zeit wurde ich wieder neugierig (von Nostalgie kann man bei dieser Erfahrung ja eigentlich nicht sprechen, wir haben selber ja alle AD&D gespielt) – und Labyrinth Lord hatte genau diese skurrilen Elemente wie *race as class* beibehalten
3. D&D hat mit der Unterteilung in verschiedene Phasen (Dungeon Abenteuer, Wildnis Abenteuer, Regierung einer kleinen Baronie, weitere Aufstieg, Abenteuer in den Ebenen, diverse Welten und wahnsinnig viele Kaufabenteuer bis hin zur Suche nach Unsterblichkeit) eine skurriles, sich ständig änderndes Spielerlebnis geschaffen, welches mich bis heute noch fasziniert – ob dies nun ein Effekt der Regeln wie der *name level* mit dem Recht auf Burgenbau war, oder ein Effekt der Einteilung in verschiedene Sets, die man nacheinander kaufte, oder eine emergente Eigenschaft, die sich aus den drastischen Änderungen des Spieles durch die neuen Zaubersprüchen auf höheren Stufen ergab, ist mir eigentlich egal
4. schlussendlich war es halt auch einfach das erste gedruckte Exemplar, dass ich in den Händen halten konnte
Wenn ich also jetzt ein neues regelleichtes Rollenspiel sehe, finde ich das super. Und dann frage ich mich, welche Aspekte denn wirklich *besser* als bei Labyrinth Lord sind. Oft gibt es ein paar kleine Vorteile, aber die lohnen dann den Aufwand nicht. Was mich aber nicht daran hindern soll, meinen Patenkindern mal – falls sie sich dafür interessieren – Dungeonslayers zu schenken.
PS: Erstaunlich, wie sehr der Besuch der RPC mein deutsches Bloggen beflügelt hat. Danke!
#RSP #RPC
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Ich schwanke ja immer zwischen LL und DS, wenn ich einfaches Fantasy RPG will. Wenn ich mich dann gegen LL entscheide, liegt das v.a. daran, dass mir die von dir genannten Elemente eben nur skurril erscheinen. Nostalgisch kann ich erst werden, wenn die Endneunziger und Anfangzweitausender RPGs geklont werden ;) Die Begeisterung für Spiele wie LL kann ich jedenfalls gut nachvollziehen. Deshalb wird die nächste Goblinbau Rezi sich ja auch mit Drachen über Larm beschäftigen.
Gruß
Tarin
2011-05-11 05:20 UTC