2011-01-04 Old School Papperlapapp

Gestern hinterliess ich einen Kommentar auf Norbert G. Matauschs Eine nostalgische Verklärung namens Old School. Norbert erklärt in diesem Artikel, dass der Begriff *old school* nicht eine Art zu Spielen definiert, sondern eher die nostalgische Verklärung einer Gruppe von Personen beschreibt. Diese nostalgische Verklärung, eine rückwärts gewandte Hervorherbung einzelner positiver Faktoren und die gleichzeitige Ausblendung gewisser negativer Faktoren, wird mit einer Kritik von vier Punkten aus Matt Finchs Quick Primer for Old School Gaming begründet.

Eine nostalgische Verklärung namens Old School

Quick Primer for Old School Gaming

Ich muss zugeben, die vier Punkte haben mich gar nicht so genau interessiert. Meiner Meinung nach nimmt man damit die Old School Bewegung viel zu ernst. Mein Kommentar auf Norberts Blog:

Ich denke, dass es sich nicht zu sehr lohnt, die Begriffe und Aussagen zu hinterfragen. Da sind keine Philosophen am Werk. Zudem lässt sich vieles nur im Kontext von alten D&D Versionen aus den 80er Jahren und den neuen D&D Versionen ab der dritten Ausgabe verstehen. Wer hier einen Anspruch auf Gesamtheit vermutet, kommt auf keinen grünen Zweig. Das haben natürlich auch “Vertreter” der alten Schule wie James Maliszewski schon erkannt, wenn sie über Rune Quest, Twilight 2000 und andere Spiele geschrieben haben. Wer nur Matt Finchs Dokument liest, übersieht auch die Motivation von Leuten wie Dan Proctor, welche einfach alte Spiele weiterpublizieren will, weil er leugnet, dass Spiele sich in einer Art Evolution weiterentwickeln. Aus seiner Sicht sind Spiele wie Modetrends. Was jetzt nicht mehr Mode ist, muss aber nicht schlecht sein. Deswegen ist Labyrinth Lord möglichst genau dem Basic/Expert Set von Moldvay, Cook und Marsh nachempfunden. Zum damit zu geniessenden Spielstil macht Dan Proctor aber keine Aussagen (und die Regeln ebenfalls nicht). Kurzum, der Begriff Old School Renaissance hat weder mit alt, noch mit Schule, noch mit Wiedergeburt zu tun. Es handelt sich um eine schwammige, selbst-referenzierende Bezeichnung, welche jede Menge Leute für sich in Anspruch nehmen, und gewisse Leute auch vehement abstreiten. Am Besten geht man damit, wenn man es wie die Selbstselektion einer Gruppe versteht.

Selber betreibe ich einen Blog-Aggregator für die Old School Renaissance, den Old School RPG Planet. Hier habe ich selber genau das gleiche Problem, Old School von den restlichen Rollenspielern abzugrenzen. Zak Sabbath verwendet in seiner Runde beispielsweise ein Amalgam von D&D 3.5 und AD&D. Und bei mir selber habe ich das gleiche Problem: Wenn ich eine D&D 3.5 Kampagne mit “Old School Sensibilitäten” leite – was immer das auch heissen soll – bin ich dann Old School? Meine Antworten auf diese Fragen:

Old School RPG Planet

1. Ich zähle einen Blog zur Old School Bewegung, wenn andere Blogs, welche schon dazu gehören, den fraglichen Blog viel referenzieren und im Blog Roll aufführen.

2. Ich zähle meine eigenen Blog Beiträge zum Thema Rollenspiel (Deutsch: RSP, Englisch: RPG) ebenfalls zur alten Schule, einfach weil ich mich so Old School fühle. Dabei habe ich das ursprüngliche AD&D nur wenige Monate gespielt, bevor wir auf AD&D 2nd ed gewechselt sind und damit haben wir uns in den Augen mancher Leute ja schon aus dem engen Umkreis der alten Schule entfernt.

RSP

RPG

Wie gesagt, *Selbstselektion einer Gruppe*.

Aus diesem Grunde finde ich zwar interessant, was gewisse Leute wie Matt Finch für die Kriterien für ein Spiel in der alten Schule halten, aber eine Diskussion über die Begriffe und Definitionen lohnt sich für mich auf keinen Fall. Gerne diskutiere ich darüber, ob ein Charakter mit 0 Lebenspunkten sterben soll oder nur ohnmächtig wird; die Diskussion, ob die alte Schule verlangt, dass die tiefstufigen Charaktere wie die Fliegen sterben, halte ich hingegen für müssig.

Zum Hintergrund, insbesondere der Position von Dan Proctor:

The Old-school "Revival": Origins, Current State, and Future; An open discussion

Product vs. Service and Brand Dilemmas

Zufällig gefunden:

Gaming: Old School or New School?

Die Daseinsberechtigung von „Old-School“

​#RSP