Ich bin wieder einmal an der TelePolis Nachlese. Über zweihundert Artikel haben sich angesammelt, und so überfliege ich Überschriften, lesen vielleicht den ersten Satz, öffne bei wenigen (vor allem wenn es um die USA oder den Nahen Osten geht) die entsprechende Seite, lese den Lead, und meistens dann auch den Rest.
In einem Artikel über Ägypten heisst es:
In den 1960er und 1970er Jahren galt Ägypten noch als offenes, modernes Land, wo man in den Städten Kopftuch und Schleier kaum zu sehen bekam. Heute ist das Nilland eine Bastion religiös motivierter Konservativer, in dem alles “Anstößige” am besten verboten wird. ¹
Vor wenigen Tagen ist Claudia aus Ägypten zurück gekommen, wo sie eine Woche lang auf einem schrecklichen Tanzkongress war, und dann noch eine Woche in Kairo und Alexandria verbracht hat. Ihr Fazit ist vernichtend: Obwohl sie auch ein paar nette Menschen kennengelernt haben, hat sie sich in einer Weise ausgenommen und angelogen gefühlt, die alles in den Schatten stellt, was sie sich aus dem Libanon, Tunesien und Marokko gewöhnt ist. In Ägypten hat sie sich wirklich nicht willkommen gefühlt. Wie ein Untermensch sei man behandelt worden, sobald bekannt wurde, dass sie keine Muslimin bzw. eine Europäerin sei. Das war dank Sonnenbrillen, Hijab und Galabeija nur möglich, sobald sie den Mund aufgemacht hat, und so konnte Claudia sehr einfach den Unterschied zwischen “vorher” und “nachher” erleben.
Die wenigen Geschichten, die sie mir erzählt hat, haben mir eigentlich auch gereicht. Da lügen sie die Rezeptionisten eines Edelhotels an, was das Abendessen anbelangt, der Manager der Veranstaltung verspricht eine Lösung, nach der Veranstaltung streitet er diese Abmachung ab und so werden Claudia und ihre Freundinnen kräftig ausgenommen. Abzockende Taxifahrer im Bunde mit der Polizei führen zu Streitereien auf einem Polizeiposten (!), und alle Bekannte und Freunde berichten die selbe Geschichte: In den letzten vier Jahren hat der oberflächliche Fundamentalismus stark zugenommen. Fast alle Frauen sind verschleiert, ob freiwillig oder nicht – der soziale Druck ist immens. Man wird als Europäer verachtet, und ist nur als Geldsack willkommen. Die Kirchen der koptischen Christen werden vom Militär beschützt.
Tja, das waren ernüchternde Ferien für Claudia.
Die nächsten gemeinsamen Ferien verbringen wir dann wohl in Japan oder einem anderen zivilisierten Land.
#Ägypten #Islam #NaherOsten
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Das hat mich ueberrascht. Ich war ja noch nie dort, aber die Reiseberichte von Bekannten aus frueheren Zeiten klangen anders. Schade, dass das so gekommen ist. Eine kleine Gruppe von Leuten terrorisiert den Grossteil der Bevoelkerung und die meisten Menschen passen sich an, um keine Probleme zu haben, denn der Staat schafft es nicht die Bevoelkerung zu schuetzen.
Die Anfaenge von Hitler und seiner Partei in Deutschland (und auch in Oesterreich, schon vor dem Einmarsch) liefen nach demselben Schema ab: Terror der Bevoelkerung.
Und hier in Rio ist es auch ein wenig so. Die Polizei kann die Bevoelkerung nicht genuegend schuetzen, vor einer Minoritaet von Banditen, daher passt man sich an: man geht abends weniger aus, man hat weniger Geld in der Brieftasche, man traegt keinen Schmuck, man photographiert nicht am Strand, oder wo es sonst noch Banditen hat, man nimmt abends ein Taxi und nicht den Bus (oder zu Fuss), etc., etc., etc..
– Helmut Schroeder 2006-07-27 00:12 UTC